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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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„Ich bin überzeugt von <strong>der</strong> absolut unbegrenzten Macht <strong>der</strong> pädagogischen Einwirkung.<br />

Ich bin überzeugt, wenn ein Mensch schlecht erzogen ist, dann sind daran <strong>aus</strong>schließlich<br />

die Erzieher schuld. Ist ein Kind gut, so verdankt es auch dies <strong>der</strong> Erziehung<br />

seiner Kindheit.“ ... „Der Mensch wird nicht in Teilen erzogen, er wird synthetisch<br />

geschaffen durch die ganze Summe <strong>der</strong> Einflüsse, denen er <strong>aus</strong>gesetzt ist.“<br />

(Makarenko <strong>Wer</strong>ke V: 380, 111)<br />

Damit erklärte Makarenko sich zum radikalen Gegner <strong>der</strong> frühsowjetischen<br />

offiziellen Pädagogik. Die von ihm beschriebene Erziehungsvorstellung - und<br />

auch seine Selbstverwaltung - waren betont kontrollierend-hierarchisch statt<br />

demokratisch-partnerschaftlich, sie betonten Disziplin statt Freiheit, bejahten<br />

prinzipiell Anreiz, Antrieb, For<strong>der</strong>ung, Drohung, Zwang und Strafe.<br />

Sowohl die politisch führenden Köpfe <strong>der</strong> Pädologie, Krupskaja und Lunatscharskij,<br />

als auch Makarenko waren davon überzeugt, daß individuelle und<br />

kollektive Interessen letztlich übereinstimmen. Sie zogen jedoch unterschiedliche<br />

Schlüsse:<br />

Lunatscharskij und Krupskaja for<strong>der</strong>ten eine Kollektiverziehung, die durch<br />

Gemeinschaftserlebnisse von gleichgestellten Kin<strong>der</strong>n Solidarität bewirkten<br />

sollte, dabei aber betont und von Anfang an je<strong>der</strong>zeit die Individualität <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> nicht einengt, son<strong>der</strong>n die volle Entwicklung <strong>der</strong> individuell unterschiedlichen<br />

Anlagen, Fähigkeiten und Persönlichkeiten garantiert. Sie for<strong>der</strong>ten<br />

die weitere Individualisierung <strong>der</strong> Erziehung. Makarenko dagegen<br />

wandte sich gegen die Auffassung, das Kollektiv sei im wesentlichen die<br />

Summe seiner Individuen. Er wollte zunächst das (vom Erzieher geformte)<br />

Kollektiv und erst danach und nur in dem durch das Kollektiv gesetzten<br />

Rahmen die Einzelpersönlichkeiten (vgl. Anweiler 1963: 282 ff.).<br />

20.7.4. Makarenkos Theorie <strong>der</strong> Kollektiverziehung<br />

20.7.4.1. Erziehungs- und Arbeits-Kollektiv<br />

Makarenkos Begriff Kollektiverziehung 544 würde man hierzulande und heutzutage<br />

wohl eher als Gruppenerziehung übersetzen, Foerster nannte es Sozialpädagogik<br />

(in Gegensatz zur Individualpädagogik). Allerdings meinte<br />

wenig über freie Meinungsäußerung, mißliebige Äußerungen wurden von den Jungen<br />

selbst heftigst nie<strong>der</strong>geschrien.<br />

544 Dieses Kapitel beruht im wesentlichen auf <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Methodik Makarenkos<br />

durch E. Mannschatz (1953). Makarenko hat später nach dem Poem eine Vielzahl weiterer<br />

Erzählungen und Aufsätze verfasst, <strong>aus</strong> denen Mannschatz die Methode deutlicher<br />

her<strong>aus</strong>gearbeitet hat.<br />

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