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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Seine an Autorität, Gehorsam, Disziplin und Wettbewerb orientierte Pädagogik<br />

ließ sich vom Stalinismus nutzen, doch war <strong>der</strong> Stalinismus durch<strong>aus</strong><br />

schlimmer als nur autoritär. Ob Makarenko, wenn er länger gelebt hätte,<br />

wirklich ein Pädagogischer Stalin geworden wäre o<strong>der</strong> sich auf sein durch<strong>aus</strong><br />

vorhandenes pädagogisches Ethos berufen hätte, kann hier offen bleiben.<br />

20.7. Zur pädagogischen Konzeption Makarenkos<br />

20.7.1. Rückblick-Perspektive versus Zeitgenossen<br />

<strong>Wer</strong> heute ohne weitere Informationen den ersten Teil des Pädagogischen<br />

Poem liest, ist wahrscheinlich beeindruckt von dem (für uns ungewöhnlich<br />

hohen) Maß <strong>der</strong> Selbstverwaltung, Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung<br />

<strong>der</strong> Heim-Jugendlichen. Für Makarenkos Zeitgenossen sah dies jedoch an<strong>der</strong>s<br />

<strong>aus</strong>: Selbstverwaltung war ein gesetzlich vorgeschriebenes Muß, galt als die<br />

Norm. Was uns heute an Makarenko positiv auffällt, war damals (zumindest<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen nach) die nicht weiter bemerkenswerte Normalsituation.<br />

Den Zeitgenossen fiel eher auf, daß Makarenko sich stark gegen die vorgeschriebene<br />

Zöglingsselbstverwaltung, gegen demokratische Wahlen <strong>aus</strong>sprach,<br />

daß er heftig gegen die Möglichkeit von Erziehung ohne Strafe polemisierte<br />

und betont straffe Leitung, Autorität, Disziplin, Unterordnung,<br />

Lohn und Strafe, militärische Formen, Pflicht und die Ernennung (statt Wahl)<br />

<strong>der</strong> jugendlichen Selbstverwaltungs-Beamten bzw. Abteilungs-Kommandeure<br />

for<strong>der</strong>te und praktizierte.<br />

Makarenko wurde international bekannt als <strong>der</strong> bedeutendste Sowjetpädagoge.<br />

Doch zu Lebzeiten wurde Makarenko auch in <strong>der</strong> Presse viel mehr<br />

kritisiert als gelobt, pädagogisch wie politisch. Man warf ihm Geringschätzung<br />

von Theorie und Wissen vor und bemängelte, er tue selbstherrlich einfach,<br />

was und wie es ihm gefiele, ganz nach seinem vagen persönlichen Pädagogischen<br />

Instinkt. Erst diffamiere er die Wissenschaft, dann erhebe er<br />

selbst einen Monopolanspruch auf die richtige Interpretation marxistischer<br />

Pädagogik. Außerdem wurden ihm Verstoß gegen Parteibeschlüsse und die<br />

Überbewertung militärischer Formen seiner Kasernen- und Kommandeurspädagogik<br />

vorgeworfen.<br />

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