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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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In <strong>der</strong> Stalinära <strong>der</strong> 30er Jahre war die kurze, relativ freie frühsowjetische<br />

Periode endgültig vorbei, die alten vorrevolutionären Formen und Tugenden<br />

kamen bei <strong>der</strong> Stalinisierung zu neuem Ansehen: Leistung in <strong>der</strong> Schule, Autorität,<br />

straffe Leitung, Gehorsam, Disziplin, militärische Formen, harte Strafen,<br />

etc.<br />

Der neuen Mensch sollte zielbewußt, diszipliniert und am Kollektiv orientiert<br />

sein.<br />

Durch die starken Verän<strong>der</strong>ungen des pädagogischen Bereichs aufgrund <strong>der</strong><br />

Dekrete vom August 1931 und Juli 1936 wurden die Umstände für Makarenko<br />

wesentlich günstiger, aber die Anerkennung war zu seinen Lebzeiten nie<br />

umfassend. Er hatte auch in den 30er Jahren wegen seiner umstrittenen Ideen<br />

große Schwierigkeiten, für seine pädagogischen Arbeiten einen ukrainischen<br />

Verlag zu finden, obwohl er gleichzeitig vor Riesenauditorien Vorträge hielt<br />

(vgl. Dunstan 1984: 74; 76).<br />

1935 wurde Makarenko in den Stadtbezirks-Sowjet gewählt und am 1. Juli<br />

1935 zum Stellvertreter des Chefs <strong>der</strong> neu eingerichteten Abteilung Arbeitskolonien<br />

des Volkskommissariats des Inneren <strong>der</strong> Ukrainischen SSR<br />

(NKWD) ernannt und zog nach Kiew um. Vom Oktober 1936 bis Januar<br />

1937 leitete er neben seiner Tätigkeit als Chef <strong>der</strong> Abteilung Arbeitskolonien<br />

des NKWD <strong>der</strong> Ukrainischen SSR eine Kolonie in Browary, einem Vorort<br />

von Kiew. Nach dieser nur viermonatigen Kolonieleitung übersiedelte er im<br />

Februar 1937 nach Moskau (war dann also wohl nicht mehr Abteilungschef<br />

beim Ukrainischen NKWD), betätigte sich als Schriftsteller und schieb sehr<br />

viel. Nachdem er im Februar 1939 noch mit dem Orden des Roten Arbeitsbanners<br />

geehrt worden war, starb er am 1.4.1939 während einer Eisenbahnfahrt<br />

plötzlich an einem Herzleiden.<br />

Nadesha Krupskaja, die letzte bedeutende Vertreterin <strong>der</strong> frühsowjetischen<br />

Pädagogik, würdigte Makarenko, dessen Poem sie gelesen und für dessen<br />

Entlassung sie mit gesorgt hatte, mit keinem Ton. Der nur zwei Tage nach ihrem<br />

Tod (gestorben 27.2.39) gehaltene Vortrag Makarenkos in <strong>der</strong> Moskauer<br />

Universität kann den Epochenwechsel von einer reformpädagogischen zu einer<br />

stark disziplinären Pädagogik symbolisieren. Makarenko starb wenige<br />

Wochen nach <strong>der</strong> Krupskaja.<br />

Erst nach seinem Tod wurde Makarenkos Methode als offizielle Sowjetpädagogik<br />

aufgegriffen und gegen die älteren, freiheitlicheren und individualistischeren<br />

Vorstellungen ins Feld geführt. Die Auszeichnung durch die Partei<br />

nach seinem Tod sicherte ihm noch über an<strong>der</strong>thalb Jahrzehnte bedeutenden<br />

Einfluß. Makarenko wurde zu dem Sowjeterzieher schlechthin aufgebaut,<br />

zum ersten Erzieher <strong>der</strong> Sowjetunion gemacht. Das dauerte eine Weile: Seine<br />

Pädagogik löste die Reste frühsowjetischer Pädagogik erst um die Mitte <strong>der</strong><br />

40er Jahre endgültig ab.<br />

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