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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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20.6.4. Die Kolonie nach 1922<br />

Auf die Notzeit 1921/1922 folgte eine relativ (!) ruhige Aufbauphase mit bescheidenem<br />

(!) Wohlstand. Einige Pferde, Kühe und eine Schafherde wurden<br />

angekauft und Neubauten erstellt. Die am 3.10.1923 endgültig auf das inzwischen<br />

weitgehend renovierte ehemalige Adelsgut Trepke umgezogene Kolonie<br />

zählte nach den 40 Neuaufnahmen vom Sommer / Herbst 1924 120 Kolonisten.<br />

Schon im Sommer 1922 war ein außerordentlich fähiger, effektiver<br />

und genauer Agronom 531 eingestellt worden, <strong>der</strong> die Landwirtschaft des<br />

ehemaligen Adelsgutes Trepke nach mo<strong>der</strong>nsten Erkenntnissen organisierte.<br />

Das Gut entwickelte sich rasch zu einer gutgeführten großen mo<strong>der</strong>nen Farm,<br />

auf <strong>der</strong> die Jugendlichen wie gewohnt in Abteilungen arbeiteten.<br />

Leistung, Ordnung, Effektivität, Disziplin und militärische Formen<br />

spielten von nun an in <strong>der</strong> Kolonie eine immer größere Rolle. Begriffe wie<br />

Kolonie-Ehre, Heroismus und nicht jammern (was immer auch geschieht)<br />

wurden wichtig. Es gab: Uniformen, Paradeuniform, Fahne, Fahnenbrigade,<br />

Fahnengruß, Fahnenehrung, Anzugsordnung, Märsche im Gleichschritt, Parade,<br />

Stillstehen, Antreten, militärischen Gruß und Haltung, Appell und Stubenappell,<br />

Befehl und Gehorsam, Kommando, Unterordnung, Meldungen, Rapporte,<br />

Dienstplan, Tagesbefehle, Antrete- und Marschordnung, Marschmusik,<br />

eigene Militärmusik, Trompetensignale, das in halbjähriger Lehre direkt beim<br />

Militär erlernte militärische Trommeln, etc.<br />

Makarenko zeigte nun eine deutliche Vorliebe für soldatische Menschen<br />

und stellte sie auch gern als Erzieher ein. Er und die Kolonie schlossen auch<br />

Freundschaft mit <strong>der</strong> GPU.<br />

Im Sommer 1923 532 konnte durch Fürsprache des Ukrainischen Volkskommissariats<br />

für Bildungswesens eine Komsomolgruppe gegründet werden.<br />

Nach dem Erreichen eines bescheidenen Wohlstandes und <strong>der</strong> Errichtung<br />

einer inneren Ordnung fehlten nun weitere große Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen. Im Mai<br />

1925 tauchten erneut vage Umzugspläne auf, und nach vielen vergeblichen<br />

Verhandlungen übersiedelte die Gorki-Kolonie Anfang Mai 1926 nach<br />

Kurjash (o<strong>der</strong> Kurjaz) bei Ryshow, 8 km westlich von Charkow. Die 120<br />

Kolonisten übernahmen eine heruntergekommene, völlig verdreckte und<br />

531 Der Agronom heißt im Poem Schere und hieß in Wirklichkeit N. E. Fere (vgl. Pecha<br />

1969: 75).<br />

532 So schreibt zumindest Makarenko (1970: 239). Normalerweise waren Komsomolgruppen<br />

in Rechtsbrecherkolonien nicht möglich. Auch das Datum ist deutlich vorverlegt, die<br />

Komsomolgruppe wurde tatsächlich erst 2 Jahre später gegen Makarenkos Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegründet. Siehe dazu Kapitel 20.5.<br />

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