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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Schließlich hob Burun langsam den Kopf, sah mir fest in die Augen und sagte langsam,<br />

jedes Wort betonend und nur mit Mühe das Weinen unterdrückend:<br />

‚Ich werde ... nie wie<strong>der</strong> ... stehlen.‘<br />

‚Du lügst! Das hast du schon <strong>der</strong> Kommission versprochen.‘<br />

‚Das war nur die Kommission, aber jetzt sind ... Sie es. Bestrafen Sie mich, wie Sie<br />

wollen, aber jagen Sie mich nicht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Kolonie.‘<br />

‚Was hält dich hier?‘<br />

‚Ich bin gern hier. Man lernt hier etwas, und ich will lernen. Ich habe gestohlen,<br />

weil ich immer fressen wollte!‘<br />

‚Schön. Drei Tage wirst du bei Wasser und Brot sitzen. Und laß mir Taranez in Ruhe!‘<br />

‚Gut‘“ (Makarenko 1970: 48, Auslassungen im Original).<br />

Die Tür des Gefängnisses blieb unverschlossen und unbewacht.<br />

Die Kolonie lag nur gut 1 km von <strong>der</strong> großen Hauptstraße Kiew-Charkow<br />

entfernt, an <strong>der</strong> bewaffnete Banden allnächtlich Raubüberfälle begingen.<br />

Nachdem auch das Koloniefuhrwerk überfallen worden war, organisierte Makarenko<br />

mit Knüppeln und Revolver bewaffnete Geleitzüge für das Fuhrwerk<br />

sowie Räuberjagden, bei denen diverse Leichen gefunden und wirklich ein<br />

Bandit gefasst wurde. Die Kolonisten unterstützten auch den Förster, indem<br />

sie Holzdiebe im umliegenden Wald festnahmen (und das gefällte Holz und<br />

die Axt als eine Art Prämie behielten). Der abenteuerliche und interessante<br />

gemeinsame <strong>Kamp</strong>f gegen die Diebstähle an<strong>der</strong>er trug in den folgenden Monaten<br />

wesentlich zur Gemeinschaftsbildung, <strong>der</strong> Entstehung eines Kollektivs<br />

bei.<br />

Dabei entdeckten sie im März 1921 ein schon als Steinbruch benutztes, verfallenes<br />

Adelsgut, das die Behörden nach einigen Bemühungen <strong>der</strong> Kolonie<br />

mitsamt 65 ha Land und Geld zum Wie<strong>der</strong>aufbau zur Bewirtschaftung übergaben.<br />

Die Kolonie ergatterte im April 1921 ein herrenloses Pferd und begann mit<br />

einem selbstverfertigten Behelfspflug, 5 ha Hafer anzubauen. Der von Enteignung<br />

bedrohte Dorfschmied rettete seine Schmiede in die Kolonie und arbeitete<br />

für sie, bis er - wie von Anfang an geplant - im Juni / Juli 1922 weggejagt<br />

und seine Schmiede behalten wurde (Makarenko 1970: 67; 166). Ein<br />

Tischler sowie ein <strong>aus</strong> einer Irrenanstalt entlassener Stellmacher wurden eingestellt,<br />

bauten für die Kolonie einen Wagen, arbeiteten auch für die Bauern<br />

<strong>der</strong> Umgegend und verdienten so für die Kolonie erstes Geld.<br />

Makarenkos Wahl in den Poltawaer Stadtsowjet im Jahr 1921 wird im Pädagogischen<br />

Poem nicht erwähnt, wohl aber im Datenanhang zu Makarenko<br />

(1970: 788).<br />

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