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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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habe jüngere Zöglinge. Als Makarenko 1926 mit seiner Kolonie von Kovalevka<br />

nach Kurjaz übersiedelte, übergab er die bisherigen Bauten <strong>der</strong> Korolenko-Kolonie,<br />

die dann von Triby nach Kovalevka übersiedelte. Makarenko<br />

verfremdete dies im Poem 499 abermals zur Übergabe an eine fiktive Bauernkommune<br />

Lunatscharskij-Kommune, die er ebenfalls deutlich negativ darstellte.<br />

Die Korolenko-Kolonie wurde noch während <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Weißen im<br />

November 1919 in Triby bei Poltawa gegründet, dem Stammsitz <strong>der</strong> ein Jahr<br />

später im September 1920 entstandenen Gorki-Kolonie Makarenkos. Sie war<br />

eine zunächst von <strong>der</strong> privaten Liga zur Rettung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

(Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>: Korolenko) getragene Kolonie für verwahrloste Jungen<br />

und Mädchen etwa <strong>der</strong>selben Altersstufe wie die Gorkier und wurde später<br />

(ebenso wie die Gorki-Kolonie) eine vom Volkskommissariat <strong>der</strong> UkrSSR finanzierte<br />

Versuchs- und Mustereinrichtung, die ebenfalls auf landwirtschaftliche<br />

Arbeit gegründet war.<br />

„Auch hier waren die Zöglinge, getrennt nach Geschlechtern, in arbeitsspezifischen,<br />

jedoch altersgebundenen Abteilungen zusammengefasst. Die auf Korolenko<br />

(gestorben im Dezember 1921) zurückgehenden, heute fast ‚makarenkoisch‘ anmutenden<br />

Grundprinzipien dieser Kolonie lauteten: ‚Nur die Arbeit und zwar die produktive<br />

Arbeit, eine Arbeit, die bestimmte <strong>Wer</strong>te schafft, kann die Kin<strong>der</strong> umerziehen.<br />

Der beste Erzieher eines jeden Kindes ist ein organisiertes Kollektiv‘“ (Hillig 1980:<br />

130)<br />

20.4.2. Bolschewo-Arbeitskommune<br />

Hillig (1980: 131) beschreibt eine ganz ähnliche Spurenverwischung auch für<br />

ein an<strong>der</strong>e Vorbild Makarenkos, nämlich die 1. Arbeitskommune <strong>der</strong><br />

OGPU 500 in Bolschewo (o<strong>der</strong>: Bolsevo) bei Moskau, die <strong>der</strong> Prototyp einer<br />

Es mag ungerecht sein, die Koedukation <strong>der</strong> Korolenko-Kolonie in einen Gegensatz zu<br />

Makarenkos (1970: 128) Behauptung zu stellen (Hillig 1980: 130), die Gorki-Kolonie sei<br />

die einzige Rechtsbrecher-Kolonie mit Koedukation in <strong>der</strong> Sowjetunion. Denn die Trägerschaft<br />

<strong>der</strong> Korolenko-Kolonie spricht nicht für eine Rechtsbrecher-Kolonie.<br />

499 Im Poem 3. Teil, 1. Kapitel Nägel (Makarenko 1970: 447 f., vgl. ebd. 366, 392, 448,<br />

516, 523 f.). Zur Identität von Lunatscharskij-Kommune und Korolenko-Kolonie vgl.<br />

Hillig 1980: 131.<br />

Gorki-Kolonie und Korolenko-Kolonie sowie eine Schewtschenko-Kolonie wurden gelegentlich<br />

verwechselt (Makarenko 1970: 422), scheinen also Ähnlichkeit miteinan<strong>der</strong> gehabt<br />

zu habe.<br />

500 Bolschewo wird manchmal auch als Arbeitskolonie <strong>der</strong> GPU bezeichnet.<br />

Die Geheimpolizei Sowjetrußlands bzw. <strong>der</strong> UdSSR hieß nacheinan<strong>der</strong> Tscheka, GPU,<br />

OGPU, NKWD und MWD. Allerdings war sie nicht nur politische Geheimpolizei, son<strong>der</strong>n<br />

erfüllte auch die Aufgaben einer Kriminalpolizei und war ebenso für die Jugendkriminalität<br />

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