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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die mo<strong>der</strong>ne pädagogische Theorie in Rußland begann im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Am bekanntesten wurde dabei Tolstoi, <strong>der</strong> seine Auffassungen in seiner<br />

Schule in Jasnaja Poljana auch praktizierte (vgl. Tolstoi 1980). Doch die seit<br />

Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts infolge <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> religiösen Begründung<br />

<strong>der</strong> Erziehung beklagte Krise <strong>der</strong> Pädagogik, <strong>der</strong> Verlust des Glaubens an die<br />

Richtigkeit unseres Tuns, wurde erst durch die Reformpädagogik wie<strong>der</strong> beigelegt.<br />

Für die russische Reformpädagogik zwischen Jahrhun<strong>der</strong>twende und Oktoberrevolution<br />

waren beson<strong>der</strong>s <strong>aus</strong>ländische Autoren wie Paul Natorp, Georg<br />

Kerschensteiner, Friedrich Wilhelm Foerster, John Dewey, Maria Montessori<br />

und Ellen Key populär und richtungsweisend. Auf Reisen wurden die international<br />

berühmten Reformeinrichtungen und Reformer besucht und studiert<br />

(vgl. Anweiler 1964: 42 - 46).<br />

Bedeutend war vor allem <strong>der</strong> Kreis um die seit 1907 von I. I. Gorbunov-<br />

Posadov her<strong>aus</strong>gegebene Zeitschrift Freie Erziehung (Svobodnoe vospitanie),<br />

die <strong>der</strong> Bewegung auch den Namen gab. Grundlage <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> sozialen<br />

Erziehung (social'noe vospitanie, abgekürzt socvos) und <strong>der</strong> Pädologie,<br />

die die frühsowjetische Pädagogik beherrschten, waren die mannigfaltig<br />

abgewandelt und mehr o<strong>der</strong> weniger radikal formulierten Hauptthesen <strong>der</strong><br />

Freien Erziehung:<br />

„1. ‚Das Kind und seine freie Entwicklung sind <strong>der</strong> selbstgenügsame Zweck <strong>der</strong> Erziehung<br />

und Bildung, <strong>der</strong> in keiner Weise geschmälert werden darf.‘<br />

2. Zwischen den individuellen und sozialen Zielen <strong>der</strong> Erziehung besteht eine Harmonie,<br />

die auf dem ‚aktiven Altruismus‘ des Menschen beruht und in <strong>der</strong><br />

‚solidarischen Gemeinschaft‘ <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und später <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft im<br />

ganzen zum Ausdruck gelangt. 3. ‚Die Schule muß mit <strong>der</strong> Individualität jedes Kindes<br />

rechnen und ihr die Möglichkeit zur Entfaltung geben. Sie darf nicht nur eine Vorbereitung<br />

auf das Leben sein, sie ist das Leben selbst für die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

als Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft.‘“ (Anweiler 1963: 272)<br />

Schazki und Wentzel gehörten zu den bedeutendsten Vertretern <strong>der</strong> Bewegung<br />

<strong>der</strong> Freien Erziehung.<br />

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