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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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und Entlassung des Personals und <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Da <strong>der</strong> technische und Verwaltungsapparat<br />

<strong>der</strong> Pädagogik zu dienen habe, sollte auch dieses Personal bis<br />

hin zum Dienstmädchen nach seinen menschlichen Qualitäten vom Pädagogischen<br />

Leiter Bernfeld eingestellt werden, um ein einheitliches Milieu zu bilden.<br />

Bernfeld sollte auch die oberste Leitung haben. Nur in finanziellen Fragen<br />

sollte die Verwaltungs-Leiterin, die die Anstalt auch dem Joint als Geldgeber<br />

gegenüber vertrat, zuständig sein.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Oktoberhälfte 1919 trafen die ersten Kin<strong>der</strong> ein. Man hielt<br />

sich aber nicht an die vereinbarten Zusagen und Kompetenzabgrenzung.<br />

Je<strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Pädagogen auf die Verwaltung wurde verhin<strong>der</strong>t, die Verwaltung<br />

stellte eigenmächtig (nichtjüdisches!) und pädagogisch (!) ungeeignetes<br />

H<strong>aus</strong>personal ein und mischte sich auch in pädagogische Fragen ein.<br />

Noch vor <strong>der</strong> Eröffnung wurden vom Geldgeber die Aufnahmen von Lehrlingen<br />

(da sie hier nicht parteifromm erzogen würden), freiwilligen Hilfskräften<br />

und noch <strong>aus</strong>zubildenden Lehrern unmöglich gemacht. Damit entfielen<br />

auch alle geplanten Lehrwerkstätten.<br />

Das Personal wurde unwürdig behandelt, genau im Gegensatz zu den Erziehungs-For<strong>der</strong>ungen<br />

Bernfelds. Die üble Wohnungs-, Heizungs-, Verpflegungs-<br />

und Hygiene-Situation für Erwachsene im Barackenlager machten es<br />

praktisch unmöglich, daß die Lehrer dort gemeinsam mit den Kin<strong>der</strong>n wohnten.<br />

So entfiel ein großer Teil des geplanten gemeinschaftlichen Zusammenlebens.<br />

Die Verwaltung erwies sich organisatorisch (Heizung, Raumaufteilung,<br />

Materialbeschaffung, ...) als völlig unfähig und unzuverlässig (dramatische<br />

Beispiele), behin<strong>der</strong>te zudem die Selbsthilfeversuche <strong>der</strong> Pädagogen und<br />

mischte sich äußerst störend in die Erziehung. Das ständige Kompetenzgerangel<br />

um Beschaffungen, Raumeinteilung, Bettenbelegung etc. ging meist<br />

zugunsten <strong>der</strong> Verwaltung <strong>aus</strong>, die eine pädagogisch sinnvollere und mögliche<br />

Raumaufteilung ebenso unmöglich machte, wie den Kin<strong>der</strong>n wenigstens<br />

ein verschließbares Fach als minimalen Privatraum zu gewähren.<br />

Der Zustand war für die Pädagogen so unhaltbar, daß sie schon nach einem<br />

Monat eine geschlossene Kündigung erwogen. Zuvor jedoch unternahmen<br />

sie einige erfolglose Versuche zur Behebung <strong>der</strong> Probleme beim Joint<br />

und stellten schließlich erst Anfang April 1920 schriftlich ein Ultimatum,<br />

nach dessen Ablehnung sie geschlossen kündigten und am 17. April<br />

1921 das Heim verließen, genau 6 Monate nach <strong>der</strong> Eröffnung.<br />

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