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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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demonstrierte, nahm er vielen theoretisch bereits Überzeugten die Furcht vor<br />

verän<strong>der</strong>ter Praxis.<br />

Neill beeinflußte weniger die Institutionen als vor allem Personen, än<strong>der</strong>te<br />

die Vorstellungen <strong>der</strong> einzelnen Erzieher, nicht die institutionellen Strukturen.<br />

Er wirkte dabei eher auf Eltern als auf Lehrer, eher auf die Erziehung kleinerer<br />

Kin<strong>der</strong> im Elternh<strong>aus</strong> und in <strong>der</strong> Vorschulerziehung (Kin<strong>der</strong>läden!) und<br />

auch etwas im Grundschulbereich. In den Schulen entspannten sich zumindest<br />

die Umgangsformen, allerdings nicht so sehr durch verän<strong>der</strong>te institutionelle<br />

Arrangements, son<strong>der</strong>n durch eine verän<strong>der</strong>te Haltung <strong>der</strong> einzelnen Lehrer.<br />

Wieweit diese Wirkung im einzelnen Neill o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ursachen zuzuschreiben<br />

ist, soll hier nicht verfolgt werden.<br />

Doch trotz des informelleren Umgangs und <strong>der</strong> wachsenden Abneigung <strong>der</strong><br />

Lehrer gegen Körperstrafen blieben die institutionell bedingten Zustände im<br />

Sekundarschulbereich im wesentlichen bestehen: das eher unkreative Lernen<br />

nach landesweit verordneten Stoffplänen, die Orientierung an Leistung, Prüfung,<br />

Zensurendruck und späterer sozialer Stellung. Weiterhin werden Kin<strong>der</strong><br />

an Schule und Gesellschaft angepaßt statt umgekehrt.<br />

Die häufig eingeführten Schülermitverwaltungssysteme geben Schülern<br />

kaum Einfluss auf das Leben ihrer Schule, allerdings ist im Klassenrahmen<br />

zumindest informell kritische Diskussion möglich und erwünscht.<br />

Neill inspirierte ebenso wie die amerikanischen Schulreformer (Paul<br />

Goodman, John Holt, Herbert Kohl, Jonathan Kozol, auch Ivan Illich) die<br />

Welle von Alternativschul-Gründungen und trug zur Desillusionierung über<br />

das Staats-Schulsystem bei. Allerdings wurde Neill dabei auch scharf kritisiert,<br />

vor allem weil er vorwiegend Mittelschichtkin<strong>der</strong> aufnahm, und - bei<br />

aller Kin<strong>der</strong>-Demokratie - autokratisch über die Erwachsenen in seiner<br />

Schule herrschte. In Alternativschulen, die sich als eine Art städtisches Summerhill<br />

verstanden, wurde häufig die Elternmitarbeit stark betont, doch die<br />

meisten solcher Schulen überlebten die Wirtschaftskrise <strong>der</strong> 70er Jahre nicht.<br />

18.10. Internationale Wirkung Neills<br />

In Japan erschienen schon seit 1930 Übersetzungen 474 , von denen allerdings<br />

nur wenig verkauft wurde. In <strong>der</strong> reformpädagogischen Ära nach dem 2.<br />

474 Nachdem er in Tokio eine englische Ausgabe von A Dominie's Log gelesen hatte, besuchte<br />

<strong>der</strong> japanische Kunstlehrer Seishi Shimoda 1928 einige Wochen lang Summerhill und<br />

war völlig begeistert. Er wurde Professor am Tama Art College und Direktor des Iogi<br />

Child Insti-<br />

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