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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Zwar konnte Neill den einzelnen Kin<strong>der</strong>n noch immer hervorragend helfen,<br />

die wohlerprobten Mittel funktionierten weiterhin, aber sie griffen doch<br />

schwerer als früher, und Neills Fähigkeiten ließen im hohen Alter etwas nach.<br />

Bei <strong>der</strong> Schulinspektion vom Juni 1968 schnitt Summerhill erneut äußerst<br />

schlecht ab und kam <strong>der</strong> amtlichen Schließung so nahe wie nie zuvor: Das<br />

Ministerium erwog sehr ernstlich die amtliche Schließung Summerhills. Neill<br />

erhielt 6 Monate Zeit, um Gebäude und Unterricht auf den vorgeschriebenen<br />

Mindeststandard zu bringen (vgl. Croall 1984: 371 - 373; Matthias 1980: 53).<br />

Der Ruhm lockte viele Besucher nach Summerhill. 1970 erschienen etwa<br />

60 - 100 zufällige Besucher wöchentlich in Summerhill, mit steigen<strong>der</strong> Tendenz.<br />

Oft ergossen sich ganze Busladungen über die Schule, drangen mit surrenden<br />

Kameras und Kassettenrecor<strong>der</strong>n in die Räume <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein, öffneten<br />

ihre Schränke und Schubladen, ohne sich um die Proteste <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu<br />

kümmern, fragten sie über ihr Sexualleben <strong>aus</strong>, boten ihnen Süßigkeiten, Getränke,<br />

Schnaps und Zigaretten. Kin<strong>der</strong> reagierten teilweise aggressiv mit<br />

Schneebällen o<strong>der</strong> bewarfen sie mit nassem Toilettenpapier, o<strong>der</strong> machten mit<br />

dem Verkauf von Souvenirs und Erfrischungen Geschäfte. Die Anwesenheit<br />

zahlreicher Frem<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Versammlung machte die offene Diskussion persönlicher<br />

Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse praktisch unmöglich.<br />

Auch für Neill waren Besucher häufig eine Plage, doch schätzte er an<strong>der</strong>erseits<br />

den Kontakt und die Diskussion mit interessierten Besuchern und hielt<br />

die Darstellung <strong>der</strong> Schule vor <strong>der</strong> Öffentlichkeit (interessierte Eltern, Pädagogen,<br />

Presse) für so wichtig, daß er <strong>nichts</strong> gegen die Besucherflut tun<br />

wollte.<br />

Nach einem Samstagabend mit 280 Besuchern im November 1971 beschlossen<br />

die Kin<strong>der</strong>, keine Besucher mehr zuzulassen 454 . Neill, <strong>der</strong> kurz<br />

zuvor erst nach einem Herzanfall <strong>aus</strong> dem Krankenh<strong>aus</strong> entlassen worden<br />

war, stimmte als einziger dagegen und stürzte danach den Tränen nahe <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Versammlung. Neill veröffentlichte den Beschluß in einer Anzeige im<br />

New Statesman:<br />

454 Auch ich wurde sehr rasch, freundlich und bestimmt hin<strong>aus</strong>komplimentiert, als ich (den<br />

üblichen veralteten Informationen glaubend) an einem Samstagnachmittag im April 1992<br />

die Schule besuchen wollte. Besuchstage werde nun in unregelmäßigen Abständen festgesetzt<br />

und sind telefonisch in <strong>der</strong> Schule zu erfragen.<br />

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