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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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1949 stand die Schule unmittelbar vor dem Konkurs. Die zum Ausgleich<br />

für Beschädigungen durch das Militär erhaltenen £2.250 waren schnell verbraucht,<br />

vor allem, weil viele Eltern das Schulgeld nicht zahlten. Es bildete<br />

sich eine Elterngruppe, die sich um die Finanzen kümmerte und für pünktliche<br />

Schulgeldzahlungen sorgte. Als im Herbst 1957 alle Privatschulen beson<strong>der</strong>s<br />

registriert wurden, ergab die dazugehörige Inspektion, daß Summerhill<br />

heruntergekommen war und die ministeriellen Mindeststandards auch<br />

beim Unterricht deutlich unterschritt. Es wurde als trübe, spartanisch 446 und<br />

unkomfortabel kritisiert. Daraufhin entstand <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Elterngruppe die Summerhill<br />

Society als eine Art Freunde und För<strong>der</strong>er. Die Society sollte die<br />

Schule in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und gegenüber den Behörden unterstützen und<br />

Gel<strong>der</strong> einwerben, um Lehrergehälter und Schul<strong>aus</strong>stattung zu verbessern.<br />

Während bei <strong>der</strong> Inspektion im März 1959 noch 44 Kin<strong>der</strong> in Summerhill<br />

lebten, so waren es im Herbst 1960 nur noch 24. Neill mußte sein Auto verkaufen<br />

und den Gärtner entlassen. Viele Kin<strong>der</strong> waren zu an<strong>der</strong>en Schulen<br />

(z. B. Kilquhanity) abgewan<strong>der</strong>t, Neills hohes Alter (77) war keine Empfehlung<br />

(vgl. Croall 1984: 342 - 343).<br />

Er schien in seinen 70er und 80er Jahren auch kaum mehr fähig, grundlegend<br />

umzulernen. Daß insbeson<strong>der</strong>e die Grundschulen sich in den 50er und<br />

60er Jahren enorm verän<strong>der</strong>t hatten, ignorierte er. Bei seinen wenigen<br />

(vermutlich nur drei) Besuchen staatlicher Schulen war er zwar höchst beeindruckt,<br />

das schlug aber nicht mehr durch auf seine unverän<strong>der</strong>t feststehende<br />

p<strong>aus</strong>chal generalisierende Kritik an staatlichen Schulen.<br />

Er schien zunehmend einen scharfen Gegensatz zwischen Summerhill und<br />

dem Rest <strong>der</strong> Welt zur Selbstrechtfertigung zu brauchen und benahm sich<br />

statt als Atheist wie ein bloß kopfstehen<strong>der</strong> Calvinist.<br />

18.5.5. Die Schulinspektion<br />

1949 hatte die von Robert Copping geleitete freie Schule Horseley Hall sich<br />

mißliebig gemacht und wurde unter dem Vorwand 447 unzureichen<strong>der</strong> Toi-<br />

446 Die Lebensumstände waren in <strong>der</strong> Tat spartanisch. Frosttemperaturen in den Zimmern<br />

kamen durch<strong>aus</strong> vor (vgl. Croall 1984: 208).<br />

447 Die unzureichende Toilettenanlage war offenbar nicht <strong>der</strong> tatsächliche Schließungsgrund.<br />

Kurz vor <strong>der</strong> Schließung hatten die Schüler den Produzenten <strong>der</strong> den Schulen<br />

staatlich bereitgestellten Rohrstöcke eingeladen, über die Segnungen <strong>der</strong> Prügelstrafe zu<br />

referieren, und danach diese segensreiche Wirkung am Körper des Produzenten selbst erprobt,<br />

worüber auch die vorab informierte Presse berichtete. Ein weiterer Schließungsgrund<br />

wird die sehr freie Erziehung in Horseley Hall gewesen sein: Sexualität war in <strong>der</strong><br />

Schule kein Tabu, Jungen und Mädchen konnten sich miteinan<strong>der</strong> verbinden (associate,<br />

vermutlich ist Geschlechtsver-<br />

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