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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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und geleitete École de l'Humanité in <strong>der</strong> Schweiz. Im April 1959 zog Zoë in<br />

die Schweiz.<br />

Zoë fühlte sich dort gar nicht wohl und wollte nicht bleiben. Es folgte ein<br />

langer <strong>Kamp</strong>f zwischen Vater und Tochter. Schon bei Enas Abreise <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz schrieb Zoë einen herzzerreißenden Heimweh-Brief an Neill, <strong>der</strong><br />

einige Tage später in einem Brief an Edith Geheeb selbstkritisch schrieb: ‚Ich<br />

werde rot, wenn ich daran denke, daß ich einmal geschrieben habe, daß ein<br />

Kind dann an Heimweh leidet, wenn es <strong>aus</strong> einem schlechten Elternh<strong>aus</strong><br />

kommt‘. 437 Das Heimweh ließ nach, doch Zoë gewöhnte sich nicht und fand<br />

die Regeln <strong>der</strong> Schule unlogisch, unsinnig, falsch und dumm. Nach den<br />

Sommerferien in Summerhill kehrte sie nur sehr gegen ihren Willen zurück,<br />

und litt erneut unter sehr starkem Heimweh. Neill reiste zehn Tage später in<br />

die Schweiz, um die Schule selbst zu sehen. Obwohl Ena Zoë unbedingt dort<br />

lassen wollte, war klar, daß er es nicht fertigbringen würde, Zoë dort zu lassen.<br />

Er wurde vom fast 90jährigen Paul Geheeb warm begrüßt, hielt in den<br />

drei Tagen dort (16. - 19. September 1959) einen Vortrag über Summerhill<br />

und reiste dann mit Zoë ab.<br />

Die Erfahrung mit seiner eigenen Tochter än<strong>der</strong>ten seine Meinung auch in<br />

einem weiteren Punkt: Neill hatte bisher immer betont, daß Kin<strong>der</strong> zum frühestmöglichen<br />

Zeitpunkt (etwa dreijährig) 438 nach Summerhill kommen<br />

sollten. Nun erklärte er - auch von Ena beeinflusst -, daß Kin<strong>der</strong>, zumindest<br />

bis sie 5 Jahre alt sind, die Liebe und Wärme ihrer Mutter brauchen. Ena<br />

hätte das früheste Eintrittsalter lieber noch höher angesetzt.<br />

18.5.3. Wilhelm Reich in USA<br />

Während des Krieges hatte Neill versucht, selbst einen Orgon-Akkumulator<br />

zu bauen. Im April 1947 schickte Reich einen Orgon-Akkumulator nach<br />

Summerhill, in dem Neill und auch an<strong>der</strong>e dann eine Weile täglich saßen. Im<br />

Sommer 1947 besuchte Neill Wilhelm Reich in Maine / USA, so wie er es<br />

schon seit mindestens 1942 geplant hatte. Diesmal kam er nicht mehr als Patient<br />

zum Therapeuten, son<strong>der</strong>n als sehr enger Freund. Gemeinsam mit Ena und<br />

Zoë reiste er im Sommer 1948 wie<strong>der</strong> zu Reich in die USA. Als die drei<br />

Neills im Sommer 1950 erneut Reich besuchen wollten, wurde Neill das US-<br />

stehen und Zubettgehen, kaltem Duschen, Mittagsschlaf, langen Bergwan<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong><br />

Schweigeminute bei den Mahlzeiten, strikten Moralvorstellungen und dem Verbot von<br />

Tanz und Plattenspielern.<br />

437 „Dear, dear, I blush to think that once I wrote that a child is homesick when it comes<br />

from a bad home“ (in Croall 1984: 310).<br />

438 Seine frühere Überzeugung, Kin<strong>der</strong> sollten schon dreijährig nach Summerhill kommen,<br />

wurde oft kritisiert, auch von etlichen dieser inzwischen erwachsen gewordenen Kin<strong>der</strong>,<br />

die sich geschädigt und von ihren Eltern verlassen gefühlt hatten (vgl. Croall 1984: 194 -<br />

195).<br />

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