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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Lernschule, einer vorfreudianischen Schule in einer nachfreudianischen Welt<br />

nicht <strong>aus</strong>, er for<strong>der</strong>te erneut, daß Schule sich auf das Unbewußte zu konzentrieren<br />

habe, nicht nur auf das Bewußtsein. Er kritisierte, daß Prügel in <strong>der</strong><br />

Schule nicht verboten worden waren, und daß das neue Gesetz nur das Predigen<br />

des Christentum in <strong>der</strong> Schule festlege, nicht aber, daß die christliche<br />

Liebe dort auch (ohne Charakterformerei, Moralerziehung, Zucht und Strafe)<br />

gelebt werden müsse. Das Gesetz ließe offen, ob die Kin<strong>der</strong> von aufgeplusterten<br />

Tyrannen beherrscht werden sollen, o<strong>der</strong> ob Kin<strong>der</strong> Freiheit zum Aufwachsen<br />

erhalten sollten.<br />

18.5. Die Nachkriegszeit<br />

18.5.1. Familiengründung und Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

Neill war von mehreren starken Frauen umgeben, die ihn bewun<strong>der</strong>ten, an<br />

ihm hingen und oft schon viele Jahre mit ihm zusammenarbeiteten, aber miteinan<strong>der</strong><br />

nicht immer gut <strong>aus</strong>kamen. Nach Frau Neills Tod war allen klar, daß<br />

Neill bald wie<strong>der</strong> heiraten würde, und daß er dabei mindestens ebensosehr eine<br />

Mit-Schul-Leiterin wie eine Ehefrau suchte. Unter den fähigsten Lehrerinnen<br />

und H<strong>aus</strong>müttern brach eine Art Konkurrenz um Neill <strong>aus</strong>, verbunden mit<br />

einer ernsthaften Spaltung <strong>der</strong> Schulbewohner in regelrechte Parteien, die<br />

Neill um die Zukunft <strong>der</strong> Schule fürchten ließ. Von den drei Konkurrentinnen<br />

blieben Constance Tracey 430 und Lucy Francis 431 erfolglos.<br />

430 Constance Tracey hatte ebenfalls eine Analyse bei Wilhelm Reich gemacht und mit<br />

Neill viele seiner persönlichen Probleme besprochen. Sie kam nur schwer mit seinen Depressionen<br />

in Wales zurecht. Neill befürchtete, daß sie (ähnlich wie o<strong>der</strong> stärker als Mrs.<br />

Lins) zu autokratisch in die Selbstregierung eingreifen würde.<br />

431 Lucy Francis war südafrikanischer Herkunft und hatte in konventionellen Schulen gelehrt<br />

und dabei eine starke Abneigung gegen den Zwang dort entwickelt. Während ihrer<br />

ersten Anstellung las sie Neills frühe Dominie-Bücher. Ihre Versuche, auf humanere Art<br />

zu lehren, brachten sie in Konflikt mit dem autoritären Schulleiter, <strong>der</strong> darauf bestand,<br />

daß sie weiterhin mit dem Rohrstock schlug. So hielt sie privat Unterricht nach den offiziellen<br />

Schulstunden, lehrte dann in Bedales, empfand dessen Freiheit aber als Schwindel.<br />

Als schließlich klar war, daß ihr Talent eher in <strong>der</strong> Arbeit mit Problemkin<strong>der</strong>n lag,<br />

übernahm sie dort die Betreuung eines schwer gestörten Jungen, die sie mit den Worten<br />

begann: ‚wenn Du wütend bist, kannst Du zu mir kommen und mir etwas antun‘. Sie<br />

nahm einen Kurs bei Maria Montessori und charakterisierte sie als ‚angsterfüllten Boss,<br />

fürchterlich für ihre Schüler‘. Schließlich startete sie ihre eigene Schule in Hertfordshire<br />

und wurde später Sekretärin <strong>der</strong> vom Künstler Robert Gibbings (dessen beiden Kin<strong>der</strong><br />

Anfang <strong>der</strong> 30er eine Weile in Sum-<br />

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