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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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auch die starke und enge Kirchenorientierung und Sonntagsheiligung ähnelte<br />

Neills schottischem Heimatdorf. Summerhill galt als Einrichtung <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong><br />

und Atheisten, und es gab Fehden zwischen Schul- und Dorfjugend.<br />

Einige von Neills Schwierigkeiten in Wales lagen daran, daß seine inzwischen<br />

greise (1941 70jährige) Ehefrau arbeitsunfähig wurde und <strong>der</strong> in<br />

Wirtschaftsführung und Verwaltung weit weniger befähigte Neill diese ungewohnte<br />

Arbeit mit übernehmen muße. Der Krieg zwischen ihren Vaterlän<strong>der</strong>n<br />

Deutschland und England und die Evakuierung setzten Frau Neill sehr zu, ihr<br />

Zustand verschlechterte sich rapide, nach einem halben Jahr in Wales war sie<br />

unfähig, irgend etwas in <strong>der</strong> Schule zu tun. Nach einem Schlaganfall blieb ein<br />

Arm gelähmt, sie wurde hochgradig verwirrt und schwierig. Neill verbrachte<br />

viel Zeit mit ihr und zeigte eine bisher nicht gekannte Zuneigung, mußte sie<br />

1943 aber in ein Heim für Verwirrte bringen, wo er sie häufig besuchte. Nach<br />

gut einem Jahr starb sie dort am 30.4.1944. Neill widmete ihr einen gefühlvollen<br />

und dankbaren Nachruf in seinem neuen Buch Hearts not Heads in the<br />

School (Neill 1945: 157 - 161).<br />

18.4.1. Personalprobleme<br />

Mit dem Personal hatte Neill mehr Schwierigkeiten als mit den Kin<strong>der</strong>n.<br />

Einige bisherige Mitarbeiter hatten Summerhill kriegsbedingt verlassen müssen<br />

(Militärdienst, Internierung), neues Personal war sehr schwer zu bekommen:<br />

man konnte nicht wählerisch sein. Viele waren Kriegsdienstverweigerer<br />

<strong>aus</strong> Gewissensgründen (conscientous objectors), die häufig für die Arbeit in<br />

Summerhill nicht taugten. Die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> war deshalb in einigen<br />

Gruppen mangelhaft 425 . Die neuen Beschäftigten brachten ohne Absprache<br />

ihre Freunde, Verwandten und Lebenspartner mit, auch zum (knappen) Essen,<br />

und waren oft seltsame neurotische Käuze, die in <strong>der</strong> freien Atmosphäre<br />

selbst zu Kin<strong>der</strong>n regredierten und ihre eigenen Probleme zu lösen suchten.<br />

Neill klagte über inkompetente Traumtänzer, die nicht richtig arbeiten und<br />

nicht einmal einen Nagel einschlagen könnten, ihm nicht bei Reparaturen im<br />

H<strong>aus</strong> halfen (weil dies nicht zu ihren Arbeitspflichten gehöre) und eine negative<br />

Lebenseinstellung hätten. Schließlich weigerte sich<br />

425 „One new pupil, Ann Freshwater, who stayed for nine years at Summerhill, recalls of this<br />

period: ‚The staff had different values and standards, so there was a confusing assortment<br />

of what was right and wrong.‘ Some housemothers were clearly able to provide greater<br />

warmth and security than others. One of these was Jenny Halliday, the daughter of Neill's<br />

sister May, who had come to the school just before the war, and married another of the<br />

staff there, Mahesh Desai. Another was Ena Wood, as Ann Freshwater recalls: ‚She was a<br />

marvellous housemother, and stuck out above all the others: she kept us clean, put us to<br />

bed properly, and did things for us. There were many staff who didn't manage that.‘“<br />

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