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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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School zu bringen. Die Kin<strong>der</strong> gewöhnten sich bald daran, bei Fliegeralarm in<br />

die Bunker zu flüchten.<br />

Das Mißtrauen gegen Auslän<strong>der</strong> war infolge des Krieges enorm gestiegen,<br />

ihnen war verboten worden, sich in Küstennähe (Summerhill!) aufzuhalten.<br />

Internierungslager für Auslän<strong>der</strong> wurden eingerichtet, auch zwei Summerhill-<br />

Beschäftigte wurden interniert. Der Ruf Summerhills als suspekte rote (und<br />

zudem internationale) Hochburg mag dabei mit eine Rolle gespielt haben.<br />

Nach Gerüchten, die KP werde verboten, drängte Neill alle Summerhill-<br />

Beschäftigten, sämtliche Politik strikt innerhalb <strong>der</strong> Schule zu halten (vgl.<br />

Croall 1984: 249).<br />

Während des Krieges befasste Neill sich nur noch wenig mit Psychologie.<br />

Ein Grund war die intensive Gartenarbeit infolge <strong>der</strong> Nahrungsmittelknappheit:<br />

Auf Beschluß <strong>der</strong> Versammlung half je<strong>der</strong> Summerhill-Bewohner dabei<br />

eine festgelegte Anzahl von Stunden, wobei die Stimmung sogar besser war<br />

als in den Jahren zuvor. Der wesentlichere Grund war wohl, daß Neill seit <strong>der</strong><br />

Begegnung mit Reich das Interesse an Psychologie (sein früheres Hauptinteresse!)<br />

verloren hatte. Zeitweise stellte er seine Privatstunden (PL) ein und<br />

praktiziert danach Reichs Massage-Technik, wechselte also gewissermaßen<br />

von Freud zu Reich.<br />

Nach Norwegen eroberte die deutsche Wehrmacht im Mai und Juni 1940<br />

auch die gesamte Kanalküste, so daß die Gefahr <strong>der</strong> Invasion Englands bestand.<br />

Daraufhin beschlagnahmte die Armee die Gebäude Summerhills für<br />

Kriegszwecke. Eine Unterkunft bei Dora Russell war schon nicht mehr möglich.<br />

Beacon Hill mußte infolge des Krieges selbst schließen. Die Kin<strong>der</strong><br />

wurden vorerst heimgeschickt, Neill suchte eine Unterkunft für die Schule in<br />

bombensicherer Gegend.<br />

Er mietete das heruntergekommene große H<strong>aus</strong> Bryn Llewellyn am Rande<br />

des einsames Dorfes Ffestiniog in Nordwales. In einem Brief an Reich vom<br />

2. August 1940 erwähnte Neill, daß <strong>der</strong> Umzug <strong>der</strong> Schule beendet sei. Doch<br />

das H<strong>aus</strong> war anfänglich fast unbewohnbar, die ersten Monate auch ohne<br />

Strom, und mußte erst nach und nach repariert werden.<br />

Die Schule war völlig überfüllt, denn viele Eltern schickten ihre Kin<strong>der</strong><br />

nicht <strong>der</strong> Erziehung wegen nach Summerhill, son<strong>der</strong>n um sie vor Luftangriffen<br />

zu schützen, und es gab Probleme mit den Behörden, die in Friedens-<br />

Kategorien dachten. Die Evakuierungs-Kin<strong>der</strong> verringerten auch nicht unbedingt<br />

den Anteil <strong>der</strong> gestörten Kin<strong>der</strong>, viele waren durch Kriegserfahrungen<br />

(Bombardierung ihrer Städte) schwer gestört.<br />

In <strong>der</strong> sehr abgelegenen walisischsprachigen Gegend, in <strong>der</strong> schon Englän<strong>der</strong><br />

als Fremde galten, wurden die internationale (im Krieg!) und zudem unordentlich<br />

<strong>aus</strong>sehende Schülerschaft und die ungewöhnlichen Erziehungsformen<br />

mit einigem Argwohn betrachtet. Die ganze Atmosphäre und<br />

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