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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Ihre unabhängig voneinan<strong>der</strong> entwickelten sehr ähnlichen Erziehungs- und<br />

Gesellschaftsvorstellungen waren die Grundlage <strong>der</strong> Freundschaft zwischen<br />

Neill und Reich. Beide waren überzeugt, daß die Sexualunterdrückung von<br />

Kindheit an die Menschheit krank macht. Beide strebten durch eine freie Erziehung,<br />

welche Kin<strong>der</strong> schon von Geburt an als individuelle Menschen mit<br />

vollwertigen Persönlichkeitsrechten respektiert, die Entwicklung von sich frei<br />

selbst regulierenden Menschen an, die nicht feindselig und gewalttätig sein<br />

sollten.<br />

Neills Erfahrungen scheinen Reichs Hoffnungen bestätigt zu haben:<br />

„Die Freudianer stellten fest, daß bei Kleinkin<strong>der</strong>n die Analerotik eine große Rolle<br />

spielt. Ich hab das bei frei aufwachsenden Kleinkin<strong>der</strong>n jedoch nicht feststellen können.<br />

Auch die von Freudianern diagnostizierte gemeinschaftsfeindliche Aggressivität<br />

scheint bei freien Kin<strong>der</strong>n nicht zu bestehen.“ (Neill 1969: 270)<br />

„Die Freudianer machen viel von Aggressionen im Kindesalter her, aber ich glaube,<br />

sie haben die falschen Kin<strong>der</strong> studiert; jedenfalls beobachte ich bei Kin<strong>der</strong>n, die über<br />

sich selbst bestimmen, weit weniger Aggressionen als bei disziplinierten Kin<strong>der</strong>n.“<br />

(Neill 1982: 312) und auch kaum Wettbewerbs- und Konkurrenzverhalten (ebd. 313).<br />

1938 veröffentlichte Neill die Kin<strong>der</strong>geschichte Last man alive (Die grüne<br />

Wolke) und 1939 das Buch The Problem Teacher (Der Problem-Lehrer). In<br />

diesem Buch berichtete Neill auch von seiner Anwendung Reichscher Erkenntnisse<br />

in Summerhill: er beobachtete, daß die freier aufgewachsenen<br />

Kin<strong>der</strong> tatsächlich einen weichen, die moralistisch erzogenen Kin<strong>der</strong> einen<br />

brettharten Magen hatten, <strong>der</strong> sich aber in Summerhill parallel zu Befreiung<br />

<strong>der</strong> (zunächst aggressiven) unterdrückten Gefühle langsam löse (vgl. Croall<br />

1984: 259 f.).<br />

18.4. Kriegsevakuierung in Wales 1940 - 1945<br />

Seit September 1938 (Münchener Krise) bereitete England sich mit Gasmasken,<br />

Luftschutzgräben, Verdunkelung und Sirenen ernstlich auf den kommenden<br />

Krieg vor. An <strong>der</strong> Ostküste, wo Summerhill liegt, waren schon im Ersten<br />

Krieg deutsche Angriffe erfolgt und wurden nun wie<strong>der</strong> erwartet. Leiston war<br />

auch wegen seiner Rüstungsindustrie ein mögliches Bombenziel. Neill baute<br />

sofort vier Erdbunker in Summerhill und verabredete mit Dora Russell, bei<br />

Kriegs<strong>aus</strong>bruch die ganze Summerhill-Schule sofort mit Autos zur<br />

(landeinwärts gelegenen, von D. Russell geleiteten) Beacon Hill<br />

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