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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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sen: vor religiöser, aber auch politischer Propaganda jeglicher Art (vgl. Croall<br />

1984: 240 - 244).<br />

Einige Schüler wurden später selbst Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommunistischen Partei<br />

und führten - auch nachdem sie Summerhill längst verlassen hatten - politische<br />

Debatten mit Neill, <strong>der</strong> die Sowjetunion seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 30er<br />

Jahre als tyrannische Diktatur sah, die jegliche Freiheit unterdrückt. Direkt<br />

nach dem 2. Weltkrieg schrieb Neill einem kommunistischen Ex-Schüler, daß<br />

er nicht verstehe, wie jemand nach einem Leben in Summerhill, wo niemand<br />

einer Fahne o<strong>der</strong> einem Portrait salutiert, einer UdSSR zustimmen könne, die<br />

Musikern vorschreibt, was sie nicht komponieren dürfen. Unter diesem<br />

Kommunismus könne Summerhill kaum bestehen:<br />

‚Ich will Kommunismus, d. h. eine Nicht-Profit-Gesellschaft, PLUS die Unabhängigkeit<br />

des Individuums, für die Summerhill steht.‘ 406<br />

Und er fürchte, sein neues Buch könnte ihn als antikommunistischen Dummkopf<br />

erscheinen lassen, so daß seinem Schüler eines Tages befohlen werden<br />

könnte, ihn an die Wand zu stellen und zu erschießen.<br />

Doch auch Neill selbst war politisch aktiv. Er abonnierte und las linke Bücher<br />

und äußerte sich in Briefen deutlich und <strong>aus</strong>führlich über die politische<br />

Lage. Er schrieb im Sept 1933 für die ILP über Summerhill und lehrte 1932<br />

an <strong>der</strong> ILP Sommerschule über die freie Schule.<br />

Neill war überzeugter Internationalist und hatte - auch infolge <strong>der</strong> Erlebnisse<br />

in Deutschland und Österreich - eine <strong>aus</strong>geprägte Abneigung gegen Nationalismen<br />

je<strong>der</strong> Art. Er beteiligte sich - wie viele Sozialisten - am <strong>Kamp</strong>f gegen<br />

den Faschismus mit all seiner Angst und Autorität.<br />

Summerhill nahm - ebenso wie auch Beacon Hill und Dartington Hall, und<br />

soweit es dies finanziell verkraften konnte - in den 30er Jahren eine Anzahl<br />

Juden und an<strong>der</strong>e geflüchtete Deutsche u. a. auf, ermöglichte ihnen teilweise<br />

erst die Einreise <strong>aus</strong> Deutschland o<strong>der</strong> deutsch besetztem Gebiet, o<strong>der</strong> suchte<br />

sie weiterzuvermitteln (vgl. Croall 1984: 246).<br />

406 „‚Most of us at some time became communists,‘ Gordon Leff recalls, ‚but Neill couldn't<br />

un<strong>der</strong>stand this. ‚I don't un<strong>der</strong>stand how you can be a communist if you believe in freedom,‘<br />

he would say. We saw Russia in a quite different way then; it took a long time to<br />

see that it had become another tyranny.‘“ (Croall 1984: 244)<br />

Kurz nach dem 2. Weltkrieg schrieb Neill an einen (kommunistischen) ehemaligen<br />

Schüler:<br />

„You must know that Summerhill couldn't possibly exist un<strong>der</strong> communism as it shapes<br />

today ... see our kids salute any flag or portrait? ... I want communism, i. e. a non-profit<br />

society PLUS what Summerhill stands for ... independence of the individual. How you<br />

after a life at Summerhill can approve of the USSR telling musicans what they mustn't<br />

compose, I dunno. ... My new book ... I fear will give the impression that I am an anticommunist<br />

bloke. So that when <strong>der</strong> Tag comes you may be commanded to shove me up<br />

against the Cottage wall and say Fire.“ (Croall 1984: 245; „...“ dort)<br />

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