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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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zeichneten ihre Heimselbstregierung als Schulgemeinde 22 .<br />

Viele zentrale Begriffe sind so mehrdeutig, daß sie strenggenommen nur<br />

mit einem Index verwendet werden dürften, <strong>der</strong> die jeweilig gemeinte Bedeutung<br />

angibt.<br />

Disziplin bedeutet ursprünglich soviel wie Schule, erfuhr dann aber eine<br />

enorme Bedeutungserweiterung. Disciple ist ein englischer Begriff für Schüler.<br />

Aus Schulstoff und Schulfächern wurden Sport- und Wissenschaftsdisziplinen.<br />

Die in <strong>der</strong> Schule übliche Betragensweise war Disziplin o<strong>der</strong> Zucht,<br />

ihre Herstellung hieß Disziplinierung o<strong>der</strong> Züchtigung. Heute wird <strong>der</strong> Begriff<br />

meist im Sinne von Gehorsam, Zwang, Verhaltenskontrolle, Unterwerfung<br />

unter fremden Willen benutzt, kann aber auch als Synonym für Prügel<br />

stehen. Neben <strong>der</strong> militärischen Disziplin wird auch von Selbstdisziplin, innerer<br />

Disziplin, freier Disziplin o<strong>der</strong> freiwilliger Disziplin geredet. Gelegentlich<br />

taucht <strong>der</strong> Begriff auch für eine simple vernünftige Ordnung auf. Disziplin<br />

wird häufig gefor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> abgelehnt, und mit etwas Glück kann man anhand<br />

des jeweiligen Kontextes ungefähr ahnen, was gemeint ist.<br />

Ähnlich verworren ist die Verwendung des Wortes Autorität. Mal gilt<br />

Selbstregierung als Untergrabung und Abschaffung, mal als Stärkung <strong>der</strong><br />

Autorität des Lehrers, beides durch<strong>aus</strong> zutreffend. Mal ist die starre Befehlund<br />

Gehorsams-Beziehung mit förmlich-steifer Würde und Unnahbarkeit gemeint,<br />

ein an<strong>der</strong>es Mal <strong>der</strong> Einfluß auf das Denken und Handeln, innerer Respekt<br />

statt erzwungenem, aber hohlem äußeren.<br />

Differenziertere Begriffe wie persönliche Autorität, sachliche Autorität,<br />

Amtsautorität, Zwangsautorität, frei gewählte und frei anerkannte Autorität<br />

zeigen die Vieldeutigkeit des Begriffs. Darüberhin<strong>aus</strong> wird Autorität gelegentlich<br />

(zweifelhafterweise 23 ) mit autoritär gleichgesetzt, und antiautoritär<br />

mit Autoritätsbekämpfung. Dies erscheint - je nach Autoritätsdefinition<br />

- mal richtig und mal falsch.<br />

22 Diese Benennung dürfte daher kommen, daß Neill Kontakt zu Geheeb hatte und Bernfeld<br />

zu Wyneken.<br />

23 Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Autorität in den 70er Jahren wurde mit Vorliebe rein begrifflich<br />

geführt (Autorität, autoritativ, autoritär, repressiv, nichtautoritär, unautoritär,<br />

antiautoritär, nichtrepressiv, demokratisch... ), wobei gern definitorisch die falsche Autorität<br />

kritisiert und alle Autoritätskritik darauf bezogen wurde, um dann eine richtige<br />

und notwendige dagegen abzugrenzen (vgl. dazu Schmidt-Herrmann 1987: 97).<br />

Über die wahre Bedeutung <strong>der</strong> Begriffe Autorität, autoritär und antiautoritär ist in den<br />

60er und 70er Jahren eine Flut von Publikationen erschienen. Ursprünglich zumindest<br />

war <strong>der</strong> Begriff auctoritas als geistige <strong>der</strong> potestas als physischer Macht und Gewalt entgegengesetzt.<br />

Und als autoritär scheint man eher solche Menschen zu bezeichnen, die<br />

eben keine geistige Autorität besitzen, aber trotzdem und ebendarum die Anerkennung<br />

ihrer (Amts ?-) Autorität mit Gewalt erzwingen wollen.<br />

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