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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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ichtig schreiben könne, aber irgendwann doch den Lebensunterhalt verdienen<br />

müsse... (Croall 1984: 218 f.). Ähnlich erging es Summerhill-Lehrern und<br />

H<strong>aus</strong>müttern mit ihren Kin<strong>der</strong>n, und schließlich sogar Neill selbst mit seiner<br />

eigenen Tochter (vgl. Kapitel 18.5.2.). Manche Eltern schickten ihr Kind<br />

schließlich deshalb auf an<strong>der</strong>e Schulen.<br />

Die bei Neill-Freunden und Summerhill-Lehrern sehr weit verbreitete und<br />

immer wie<strong>der</strong> vorgebrachte häufigste Kritik an Neill war zweifellos Neills<br />

Geringschätzung von Wissen und intellektuellem Lernen. Dies war auch <strong>der</strong><br />

Haupt-Unterschied zwischen Summerhill und <strong>der</strong> von den Russells geleiteten<br />

Beacon Hill School. Erich Fromm nennt im Vorwort zu Neills Theorie und<br />

Praxis als einen seiner beiden Vorbehalte gegen Neill: „Ich habe das Gefühl,<br />

daß Neill die Bedeutung, die Echtheit und die Befriedigung eines intellektuellen<br />

Begreifens <strong>der</strong> Welt zugunsten einer emotionalen und künstlerischen Erfassung<br />

unterschätzt.“ (Erich Fromm, Vorwort zu Neill 1969: 16)<br />

Eine Gruppe lernbegabter Kin<strong>der</strong>, die ihre ganze Schulzeit in Summerhill<br />

verbracht hatte, entschied (in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> 40er Jahre in Wales), daß<br />

die Lehrer ihnen nicht genug beibrachten und setzte in <strong>der</strong> Versammlung gegen<br />

Neill durch, daß sie Zusatzunterricht und H<strong>aus</strong>aufgaben bekamen. Sie<br />

for<strong>der</strong>ten auch von den einzelnen Lehrern effektiven Unterricht, um ihre Prüfungen<br />

zu bestehen. Und als einer <strong>der</strong> besseren Lehrer die Schule verließ,<br />

zwangen sie Neill zur prompten Einstellung eines Ersatzes. Diese neue Lehrerin<br />

Stella Hagan berichtete, daß die Kin<strong>der</strong> sie bereits frühmorgens weckten,<br />

um ihr Fragen zu stellen, unter <strong>der</strong> Dusche und beim Frühstück weiterfragten,<br />

und Wochenend<strong>aus</strong>flüge und Kinobesuche in historische, botanische,<br />

politische etc. Exkursionen verwandelten (Croall 1984: 277 f.). Neill kritisierte,<br />

die Lehrerin zwinge die Kin<strong>der</strong> zum Lernen, doch diese sah sich von den<br />

Kin<strong>der</strong>n gezwungen, und die Versammlung bestätigte ihre Sichtweise. Neill<br />

wies die Bitte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> um mehr Unterricht zurück und wurde dann von <strong>der</strong><br />

Versammlung - einmal stimmte nur Neill dagegen - dazu gezwungen. Die<br />

Kin<strong>der</strong> wollten ihre Examen bestehen und verlangten zur Vorbereitung<br />

- testhalber - ein Probe-Examen unter strengen Bedingungen. Neill war völlig<br />

entsetzt! Als auf Wunsch <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> einige Lehrbücher und Novellen angeschafft<br />

werden sollten, lamentierte er <strong>der</strong>art stur, wütend, ohne zuzuhören und<br />

direkt feindlich über willkürliche und nutzlose Verschwendung, daß einige<br />

Lehrer in Tränen <strong>aus</strong>brachen. Eine außerordentliche Schulversammlung zum<br />

Thema ist Neill anti-akademisch beantwortete diese Frage mit ja, zu Neills<br />

größtem Erstaunen. Schließlich verließ die Lehrerin Summerhill.<br />

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