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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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nisse etc., sind also keine neutralen und objektiven Betrachtungen und Analysen<br />

unbeteiligter Außenstehen<strong>der</strong> und gehören nicht zur wissenschaftlichen<br />

Literatur. Dies wurde auch bei fehlenden Hinweisen auf benutzte o<strong>der</strong> weitere<br />

Literatur deutlich.<br />

Ein Problem dieser Arbeit bleibt <strong>der</strong> enorme Informationsverlust bei <strong>der</strong><br />

Zusammenfassung, speziell <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Atmosphäre <strong>der</strong> Originalwerke.<br />

Der Charakter <strong>der</strong> Institutionen, die Haltung <strong>der</strong> Erzieher, ihre Grundüberzeugungen<br />

vom Wesen des Menschen und <strong>der</strong> richtigen Lebensform werden<br />

oft un<strong>aus</strong>gesprochen deutlich durch die Art und Weise <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung alltäglicher<br />

o<strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong> Begebenheiten sowie durch die liebevollen und<br />

treffenden Charakterschil<strong>der</strong>ungen und Entwicklungsberichte. Gerade diese<br />

Atmosphäre trägt viel zur Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft <strong>der</strong> Berichte<br />

bei und läßt sich auch durch einzelne Zitate kaum wie<strong>der</strong> einfangen.<br />

Diese oft un<strong>aus</strong>gesprochenen und wissenschaftlich kaum weiter begründbaren<br />

vorwissenschaftlichen Haltungen und Grundüberzeugungen spielen gerade<br />

in <strong>der</strong> Erziehung (die ja stets auch in solche Haltungen und Überzeugungen<br />

einführt) eine große Rolle.<br />

2.2. Begriffsprobleme<br />

Die unglaubliche Begriffsverwirrung hat mich beim Lesen und Schreiben<br />

häufig verwirrt. Derselbe Begriff kann für zwei verschiedene Autoren etwas<br />

direkt gegensätzliches bedeuten, o<strong>der</strong> aber ein Begriff kann viele mögliche<br />

Bedeutungen haben, und man kann sich nur selten darauf verlassen, daß man<br />

Begriff und Bedeutung richtig zuordnet.<br />

Der englische Begriff self-government, wörtlich Selbstregierung, wird<br />

meistens ins Deutsche übersetzt mit Selbstverwaltung. Dies ist aber eine ganz<br />

massive Bedeutungsverengung, denn zum Regierungssystem gehören alle drei<br />

politischen Gewalten. Die Übersetzung als Selbstverwaltung unterschlägt gerade<br />

die bedeutendsten Gewalten, die Selbstgesetzgebung und die<br />

Selbstrechtsprechung, und reduziert die demokratische Selbstregierung auf<br />

die bürokratisch-administrative Einzelfallregelung nach vorgegebenen Normen.<br />

Die Bedeutungsverschiebung scheint mir nicht zufällig zu sein. Im Kaiserreich<br />

- wo sie einst entstand - war man sich <strong>der</strong> monarchiegefährdenden und<br />

damit staatsgefährdenden Eigenschaft von Selbst-Regierung des Volkes wohl<br />

bewußt. Selbst-Verwaltung dagegen ist nicht unbedingt eine demokratische<br />

Errungenschaft. Verwalten kann auch <strong>der</strong> Untertan, sogar <strong>der</strong> Häft-<br />

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