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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Der große Saal des Festspielh<strong>aus</strong>es erlebte zumindest von Mitte 1932 bis<br />

Mitte 1934 erneut zwei große Jahre als Zweites Bayreuth, als zweite Spielund<br />

Übungsstätte <strong>der</strong> Dresdner Staatsoper, mit äußerst glänzenden Opern-<br />

Erst-Aufführungen 359 , einem Empfang <strong>der</strong> Staatsregierung sowie im<br />

Mai/Juni 1934 die Erste Reichs-Theaterfestwoche, bei <strong>der</strong> Festwochenbesucher<br />

Goebbels öffentlich erwog 360 , hier eine Akademie <strong>der</strong> Tonkunst, eine<br />

vereinigte Akademie <strong>der</strong> Oper und <strong>der</strong> Sch<strong>aus</strong>pielkunst, eine unter <strong>der</strong> Obhut<br />

des Reiches stehende Theaterschule o<strong>der</strong> eine Reichsmusik Akademie, die<br />

unter unmittelbarer Einwirkung des Staates vor allem den Nachwuchs des<br />

Theaters heranbilden soll, einzurichten. Dazu kam es aber nicht, ein Vierteljahr<br />

später stand das Gebäude leer, die weitere Verwendung war unklar.<br />

1937 wurde <strong>der</strong> Erwerb <strong>der</strong> Anlage durch das Reich für eine Polizeischule<br />

(Schutzpolizei-Ausbildungsabteilung für 300 Polizeianwärter) geplant und<br />

1938 <strong>aus</strong>geführt 361 . Der bislang öffentliche Schulplatz (jetzt Adolf-Hitler-<br />

Am 18.09.1934 wendete sich <strong>der</strong> Hellerauer Buchhändler, Verleger und Inhaber des Hakenkreuzverlages,<br />

Bruno Tanzmann (Her<strong>aus</strong>geber <strong>der</strong> Weltwacht <strong>der</strong> Deutschen) an den<br />

Ortsbürgermeister: ... „Unser Wunsch ist, in <strong>der</strong> Bildungsanstalt, die doch völlig leer<br />

steht, solange sie keine neue Verwendung findet, einzelne Räume zu bekommen, ähnlich<br />

wie sie die Menzler-Schule hat. Früher war doch auch die Wohlfahrtsschule von Frau<br />

Uhlich-Beil drinnen. Warum sollten jetzt, im Nationalsozialistischen Staat, diese Räume<br />

nicht zu haben sein für den Verlag einer Zeitung, die dem Gesamtdeutschtum <strong>der</strong> Erde<br />

dient und die den Namen Hellerau in alle Lande trägt.“ Derselbe Antrag war bereits im<br />

Jahr zuvor abgelehnt worden, da damals noch an<strong>der</strong>e Verwendungspläne bestanden.<br />

Am 29.09.1934 antwortet die Sächsische Landeswohlfahrtsstiftung <strong>der</strong> Gemeinde auf<br />

Tanzmanns Ansinnen: „Die Landeswohlfahrtsstiftung ist lei<strong>der</strong> zurzeit nicht in <strong>der</strong> Lage,<br />

dem Weltwacht-Verlag Räume in dem Festspielh<strong>aus</strong> zu überlassen, da es nicht möglich<br />

ist, wegen weniger Räume die Zentralheizung in Betrieb zu setzen“.<br />

Bei den <strong>aus</strong> Frostgründen entleerten Löschwasserleitungen und bei dem vielen Papier eines<br />

Verlags bestehe Feuergefahr.<br />

„Bei <strong>der</strong> in dem Schreiben des Herrn Tanzmann erwähnten Menzler-Schule liegen die<br />

Verhältnisse an<strong>der</strong>s. Die <strong>der</strong> Menzler-Schule überlassenen Räume befinden sich im Erdgeschoß,<br />

sie haben beson<strong>der</strong>en Eingang von außen und sind gegen das übrige Gebäude<br />

abgeschlossen, sind also auch leicht zu kontrollieren, was bei an<strong>der</strong>en Räumen nicht <strong>der</strong><br />

Fall wäre. Da die Räume <strong>der</strong> Menzler-Schule auch nur zu Gymnastik- und Tanzunterricht<br />

benutzt werden, befinden sich nur wenige Möbel darin, so daß hier keine beson<strong>der</strong>e Feuersgefahr<br />

besteht.“<br />

359 Vergleiche die Akte 145/01 Opernaufführungen im Festspielh<strong>aus</strong> 1933/34 im Stadtarchiv<br />

Dresden, Bestand Gemeindeverwaltung Hellerau, mit diversen Zeitungs<strong>aus</strong>schnitten<br />

zum Thema.<br />

360 Nach Zeitungsberichten <strong>der</strong> genannten Akte 145/01 über die Opernaufführungen: Anzeiger,<br />

30.05.1934 und Freiheitskampf, Amtliche Tageszeitung <strong>der</strong> NSDAP. Gau Sachsen,<br />

27.05.1934.<br />

361 Am 6.11.37 teilte die Bildungsanstalt <strong>der</strong> Gemeinde mit, daß das Land Sachsen und das<br />

Reich dem Ankauf <strong>der</strong> Anlage endgültig zugestimmt haben, am 19.1 38 ist <strong>der</strong> Kauf für<br />

den 1.2.38 beabsichtigt (Bl.19RS/29RS) und dürfte planmäßig erfolgt sein, denn die im<br />

Lauf <strong>der</strong> nächsten Monate getätigten kleineren Landgeschäfte (schmale Landparzellen<br />

werden hinzugekauft) setzen ihn zwingend vor<strong>aus</strong>.<br />

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