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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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17.4. Die Schule auf dem Sonntagberg<br />

‚Die Schule wurde nach Sonntagsberg in Österreich auf einen Berggipfel verlegt. Gilbert,<br />

Geoffrey, Derrick und Donald haben alle zu H<strong>aus</strong>e gewartet, daß ich eine neue<br />

Schule fand, und im Januar werde ich sie hierher bringen.‘ 343<br />

Während Neill dann nach England fuhr, um alte und neue Schüler zu sammeln<br />

(Rückfahrt am 24.Januar 1924 von Victoria Station mit 5 englischen<br />

Schülern 344 ), bereitete Frau Neustätter die Schulgebäude des ehemaligen<br />

Klosters auf dem Sonntagberg für die Reste <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>abteilung vor.<br />

‚Wir habe einen Bauernhof mit Ochsen, Kühen und Schweinen, und einen Eislauf-<br />

Teich. Im Januar wird Schi-fahren und Rodeln faszinieren<strong>der</strong> sein‘ 345 als die von<br />

Neill nur erzählten Abenteuer.<br />

Die Schule lag nun auf einem hohen Berggipfel, oft über den Wolken, zwar<br />

mit ungeheuerer Fernsicht, aber ohne Fahrstraße praktisch von <strong>der</strong> Außenwelt<br />

abgeschnitten. Sie fuhren viel Ski, spielten Schatzsuche im Wald o<strong>der</strong> Hasen<br />

und Hunde, fingen Molche für ein Terrarium, unternahmen gelegentliche<br />

Ausflüge nach Waidhofen an <strong>der</strong> Ybbs, badeten im Dorfteich neben <strong>der</strong><br />

Schule, und auf dem Bauernhof in <strong>der</strong> Nachbarschaft konnten sie für Schweine,<br />

Ochsen und Maultiere sorgen. Es gab fast keine Trennung zwischen Lehrern,<br />

Kin<strong>der</strong>n und Gästen, zumindest viel weniger als in Hellerau, man lebte<br />

wie eine große Familie zusammen, <strong>der</strong>en eng zusammenarbeitendes Zentrum<br />

Neill und Frau Neustätter waren. Feste Schulstunden fanden überhaupt nicht<br />

statt: Wann immer sie etwas interessierte, bildeten sie Gruppen und befassten<br />

sich damit, sehr improvisiert, da es <strong>nichts</strong> von <strong>der</strong> üblichen Schul<strong>aus</strong>stattung<br />

gab. Lehrerin Jonesie baute in ihrem engen Schlafzimmer Lochkameras mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n und entwickelte dort in Ei-<br />

343 „The school has been transferred to Sonntagsberg in Austria, to the summit of a mountain.<br />

Gilbert, Geoffrey, Derrick and Donald have all waited at home until I should find a<br />

new school, and in January I bring them here.“ (Neill 1924: 12)<br />

344 nach Croall (1984: 127 f.) waren dies Derrick Boyd; sein Bru<strong>der</strong> Donald Boyd, <strong>der</strong> nach<br />

einem Hellerau-Besuch auch dorthin wollte; Geoffrey Carter <strong>aus</strong> Oxford; Neilie, <strong>der</strong><br />

8jährige Sohn von Neills gleichnamigen Bru<strong>der</strong>; und Angus Murray, dessen IQ in Wien<br />

mit 189 gemessen wurde, und <strong>der</strong> früher von Lehrern so häufig geohrfeigt worden war,<br />

daß er teilweise taub wurde - und beständig die Schule floh.<br />

345 „We have a farm with oxens, cows and pigs; we have a skating pond. In January ski-ing<br />

and tobogganing will be more fascinating than fighting pirates. Riding a real mule will<br />

please Donald better than manning an imaginary submarine.<br />

Sonntagsberg will be a Paradise for the children, but I fancy that many a time they will<br />

talk about dear old Hellerau and its joys.<br />

A.S. NEILL. Sonntagsberg, Rosenau, Austria. November 1923.“ (Neill 1924: 12)<br />

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