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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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17.2.3. Neills Darstellung <strong>der</strong> Internationalen Schule<br />

Bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Internationalen Schule steht man vor dem Problem,<br />

daß fast alle Informationen letztlich von Neill stammen und damit einerseits<br />

beschränkt und an<strong>der</strong>erseits häufig sehr unpräzise, schwer prüfbar und nur<br />

sehr mühsam datierbar sind. Dringend notwendige weitere Nachforschungen<br />

in Dresden fehlen bislang. 323<br />

Neill beschreibt die Entstehung und Arbeit in seiner Internationalen Schule<br />

in Hellerau in seinem Buch A Dominie Abroad (1923a) und erwähnt sie in<br />

mehreren <strong>Wer</strong>ken:<br />

„Unsere Schule war groß. Wir hatten drei Abteilungen, eine für Rhythmus mit etwa<br />

60 meist erwachsenen Schülern, dies war die ursprünglich von Dalcroze gegründete<br />

Schule. Dann hatten wir eine Deutsche Oberschule (German High School) mit 12köpfigem<br />

Personal. Und zuletzt kam meine Internationale Schule, jung und klein. Die<br />

Deutsche Schule war nicht kostendeckend. Nach unserer Monatsabrechnung hatte<br />

meine Schule mit 13 Schülern Einnahmen von fünf Millionen Mark, während die<br />

Deutsche Schule mit hun<strong>der</strong>t Schülern Einnahmen von vier Millionen Mark hatte.<br />

Aber obwohl meine Abteilung und die Rhythmik-Abteilung die Deutsche Abteilung<br />

unterstützten, gabe wir ihr völlige Autonomie in Erziehungsfragen.<br />

Dies ist nicht <strong>der</strong> Ort um zu beschreiben, wie schwierig das ganze Unternehmen<br />

war. Die Hauptschwierigkeit war, daß die drei Abteilungen sich dasselbe Wohnheim<br />

teilten. Es stellte sich her<strong>aus</strong>, daß Zusammenarbeit unmöglich war, weil unsere Erziehungsprinzipien<br />

direkt entgegengesetzt waren. Die Deutsche Freie Schule war auf<br />

Philosophie gegründet, meine auf Psychologie. Sie glaubten vor allem an Kultur und<br />

Ästhetizismus, ich glaubte vor allem an Charlie Chaplin und Foxtrott-tanzen.<br />

Doch obwohl die Schulleiter keine gemeinsame Basis <strong>der</strong> Zusammenarbeit finden<br />

konnten, erreichten die Kin<strong>der</strong> eine wirkliche Kooperation. Nur Geoffrey blieb ein<br />

‚Kleiner Englän<strong>der</strong>‘“. 324<br />

323 Neills englische Biographen verzichteten verständlicherweise darauf, in den Archiven in<br />

<strong>der</strong> damaligen Deutschen Demokratischen Republik nach (zudem deutschsprachigen)<br />

Dokumenten zu suchen. Ich habe (offenbar als erster) im Stadtarchiv Dresden zu Neill<br />

geforscht, fand das Hauptstaatsarchiv Dresden aber geschlossen.<br />

324 „Our school was a big one. We had three divisions, one for Eurhythmics with about sixty<br />

pupils, mostly adults; the school was the original school founded by Dalcroze. Then we<br />

had a German High School with a staff of twelve. Lastly came my International School,<br />

young and small. The German School was not self-supporting. One monthly account<br />

showed that my school with thirteen pupils had an income of five million marks, while<br />

the German school with a hundred pupils had an income of four million marks. But although<br />

my division and the Eurhythmics division supported the German division, we gave<br />

it complete autonomy in educational matters.<br />

This is not the place to tell how difficult the whole un<strong>der</strong>taking was. The chief difficulty<br />

was that the three divisions shared the same hostel. Co-operation we found to be impossible,<br />

for our educational principles were poles asun<strong>der</strong>. The German Free School was<br />

founded on Philosophy; mine was founded on psychology. They believed inter alia in<br />

kultur and aestheticism: I believed inter alia in Charlie Chaplin and fox-trotting.<br />

But although the heads could find no common basis on which to work together, the children<br />

did achive a real co-operation. Only Geoffrey remained a ‚Little Englan<strong>der</strong>.‘“ (Neill<br />

1924: 8)<br />

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