Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Aktien
122 Herr Architekt Karl Moritz Baer
122 Frau Christine Baer geb. Frissell
130 Herr Pädagoge Alexander Sutherland Neill
11 Herr Dr. med. Otto Neustätter
11 Frau (Doktor) Lilly Neustätter geb. Richardson
2 Fräulein Valerie Kratina
2 Herr Pädagoge Ernst Thomas Ferand-Freund
Valerie Kratina (Körperbildung) und Prof. Ferand-Freund waren Direktoren (oder Unter-
Abteilungsleiter) innerhalb der Abteilung für Rhythmische Gymnastik.
Den Vorstand der AG bildeten Frau Neustätter, Karl Baer und Konrad Rahn (alle aus
Hellerau), der Aufsichtsrat bestand aus Otto Neustätter, dem Kaufmann Bruno Schönfelder
(Generalbevollmächtigter des Gebäudeeigentümers Harald Dohrn), dem Oberregierungsrat
Georg Schulze, Christine Baer und Max Nitzsche (dem Schulleiter der Volksschule)
(Angaben ebd. Blatt 2). Rahn war business manager (Geschäftsführer?) der
Schule und verwaltete nach Neill (1923a: 162) die Taschengeld-Verteilung nicht richtig.
Vorsitzender war Otto Neustätter (Hemmings (1972:46).
§2 des Gesellschaftsvertrages bestimmte: „Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb
einer höheren Lehranstalt für geistig - körperliche Erziehung nach neuzeitlichen Grundsätzen
auf dem Gebiete des Rhythmus, der Musik, der Kunst und der Körperkultur.
Das nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen von der Gesellschaft betriebene
Unternehmen ist ein gemeinnütziges. Eine höhere Verzinsung des Aktienkapitals als mit
5% jährlich ist ausgeschlossen. Da die Gesellschaft als wesentliche Aufgabe die Förderung
der geistig-körperlichen Erziehung der minderbemittelten Volksklassen ansieht, sind
etwa verbleibende Überschüsse des Jahresgewinnes im Interesse der Ausbildung Schüler
ihrer Anstalt zu verwenden. Bei einer Auflösung der Aktiengesellschaft darf an die Aktionäre
nicht mehr als der Nennwert der Aktien zurückvergütet werden. Ein verbleibender
Rest des Gesellschaftsvermögens ist für gemeinnützige, dem Gegenstand des Unternehmens
der Aktiengesellschaft entsprechende Zweck zu verwenden.“
Croall (1984) hat die Verdrängung Theils und der deutschen Lehrerschaft durch Neill
und Baer nicht verstanden. Seiner Darstellung nach trat nach Gründung der Neue Schule
AG die bisherige Schule unter Dr. Theil bei, so daß die nunmehrige Internationale
Schule drei Abteilungen hatte... Er erwähnt auch die Rück-Aufteilung in zwei separate
Schulen einige Monate später nicht, sondern beschreibt (fälschlich) durchgängig drei
Abteilungen einer übergeordneten Internationalen Schule. Da Croall (laut Literaturangaben)
zu diesem Kapitel ausnahmsweise über keine zusätzlichen Informationen verfügte,
muß ein Irrtum vorliegen.
„A Limited Liability Company was formed, and Neill, with the exchange rate greatly in
his favour, invested what money he had in the school. Soon the German School was persuaded
to join the venture, so that the International School consists of three divisions: the
Eurhythmics section under Christine Baer, the German school, part day and part boarding,
under its existing head, Dr. Theil, and the ‚foreign‘ sector, under Neill.“ (Croall
1984: 116)
Diese Formulierung erwecken den Eindruck, als sei zunächst gemeinsam mit Theil eine
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (limited liability) gegründet worden: the Neue
Schule: Limited Liability Company. Bei genauem Vergleich ist nicht erst eine GmbH,
sondern gleich die Neue Schule Aktiengesellschaft gemeint. Neill (1923a: 254) bezeichnet
sie als „The Neue Schule Aktiengesellschaft (Limited Liability Co.)“ und umschreibt
dort auch ihre Gemeinnützigkeit.
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