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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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„Eines Tages verließ uns Carl Theil. Ich weiß nicht, warum.<br />

Aber ich kann es mir denken. Unsere Eltern hatten wohl das Treiben des Meisters<br />

mit dem Knebelbart mit einigem Unbehagen verfolgt. Er war wohl ein Tyrann, ein<br />

Mann, <strong>der</strong> uns Kin<strong>der</strong> mit seiner starken und unbedingten Persönlichkeit völlig in<br />

seinen Bann schlug und schrittweise einen wirklichen Konflikt zwischen seiner persönlichen<br />

moralischen und ethischen Autorität und <strong>der</strong> unserer Elternhäuser schuf.<br />

Wir Kin<strong>der</strong> wollten und konnten uns ihm nicht entziehen. Wir waren ihm verfallen<br />

und hörig und gerieten in Aufruhr gegen das Vaterh<strong>aus</strong>.<br />

Das ist eine Erscheinung, die allen Lan<strong>der</strong>ziehungsheimen eigentümlich ist. Die<br />

Schüler Wynekens in Wickersdorf, Geheebs in <strong>der</strong> Odenwaldschule, Luserkes in <strong>der</strong><br />

Schule am Meer, Kurt Hahns in Schloß Salem durchlebten unter diesen so verschiedenartigen<br />

‚Führerpersönlichkeiten‘ den gleichen Konflikt.“ (de Mendelssohn 1993:<br />

19 f.)<br />

17.2.2. Übernahme <strong>der</strong> Neuen Schule<br />

Noch im Januar 1922 stellte Neill (1922a) seine gemeinsam mit Dr. Theil und<br />

Christine Baer geplante Internationale Schule in einem Artikel <strong>der</strong> New Era<br />

vor. Im Februar 1922 endeten die sechsmonatigen Verhandlungen mit <strong>der</strong><br />

Deutschen Schule: Eine Einigung auf gemeinsame Grundsätze für eine gemeinsame<br />

Schule war nicht möglich. Eine Weile lang wurde nun eine Kompromißformel<br />

310 für die Zusammenarbeit in zwei getrennten, unterschiedlichen<br />

Schulen nebeneinan<strong>der</strong> gesucht, denn die Deutsche Schule besaß die<br />

notwendige Konzession, ohne die die Schule nur <strong>aus</strong>ländische Kin<strong>der</strong> hätte<br />

unterrichten dürfen, und benötigte das Geld <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe (Neill 1923a:<br />

119 f.).<br />

Am 13.2.1922 gründeten 311 sieben Personen die gemeinnützige Neue<br />

Schule Aktiengesellschaft und verteilten die Aktien:<br />

310 Die Gründung <strong>der</strong> AG erfolgte bereits am 13. Februar, und wenn man den Beginn <strong>der</strong><br />

Verhandlungen (realistisch) kurz nach Neills Ankunft in Hellerau annimmt, dann endeten<br />

die sechsmonatigen (Neill 1923a: 119) Verhandlungen mit dem Lan<strong>der</strong>ziehungsheim<br />

ebenfalls Mitte Februar 1992. An <strong>der</strong> Gründung beteiligt sind bemerkenswerterweise<br />

zwar Vertreter des Gebäudebesitzers und <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> benachbarten Volksschule, nicht<br />

aber des Lan<strong>der</strong>ziehungsheims, das ein Teil <strong>der</strong> Schule sein sollte. Dar<strong>aus</strong> läßt sich vermuten,<br />

daß Mitte Februar 1922 klar war, daß das bisherige Lan<strong>der</strong>ziehungsheim nicht<br />

beitritt.<br />

311 Das Notar-Protokoll <strong>der</strong> Gründung und <strong>der</strong> wesentliche §2 des Gesellschaftsvertrages<br />

sind in Abschrift enthalten in <strong>der</strong> Akte Stadtarchiv Dresden, Bestand Rähnitz-Hellerau,<br />

Abt. 9 Nr. 74: Neue Schule und Privatschule, Bl. 1 und 2.<br />

Die sieben Grün<strong>der</strong>, alle in Hellerau wohnhaft, übernahmen das gesamte Grundkapital<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, 400 Aktien zu je 1000 Mark, zum Nennwert in voller Höhe in folgen<strong>der</strong><br />

Anzahl:<br />

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