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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Neill und Baer-Frissell entwarfen eine Schule, in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> selbstbestimmt<br />

handwerklich und künstlerisch kreativ tätig sein sollten statt passiv<br />

rein verstandesmäßig und geistig zu lernen; wo alle Tätigkeiten vor allem<br />

selbsttätig und kreativ sein sollten, wo man statt Schulbücher nur zu lesen,<br />

selber Bücher machen sollte, wo man, wenn man wollte, auch einen Monat<br />

mit dem Bau eines Bootes verbringen können sollte (wie schon in Gretna<br />

Green). Die von <strong>der</strong> Elternvereinigung Schulverein getragene, von Carl Theil<br />

geleitete Neue Schule (mit den im Schulheim lebenden 40 <strong>aus</strong>wärtigen Schülern),<br />

die Neue Schule für angewandten Rhythmus unter Christine Baer-<br />

Frissell und die von Neill geplante Schule sollten gemeinsam eine neue größere<br />

Schule bilden. Denn Neill verfügte über Geld in harter Währung, und die<br />

Schule verfügte über die nötige Konzession zum Unterrichten auch deutscher<br />

Kin<strong>der</strong>. Neill lehrte bereits Englisch dort.<br />

Mit etwa 14 Jahren sollten die Schüler einen <strong>der</strong> drei Zweige wählen (Neill<br />

1923a: 65 f.):<br />

– Künstlerischer Zweig (Art): Kunst, Malen, Zeichnen,<br />

– Handwerken (craft) mit Metallbearbeitung, Holzbearbeitung, Buchbinden,<br />

Weberei, Töpfern, etc.<br />

– Rhythmische Gymnastik mit den dazugehörigen Fächern Körperplastik,<br />

Musik, Improvisation, Theaterspiel etc.<br />

– ein vierter, wissenschaftlicher Zweig (science) wäre zu teuer geworden und<br />

erschien am ehesten verzichtbar, da es sowieso zuviel intellektuelle Bewußtseins-Erziehung<br />

gebe und zuwenig kreative, das Unbewußte freisetzende<br />

Erziehung.<br />

Neill, dem später so oft Isolationismus und Inselpädagogik vorgeworfen wurde,<br />

wollte die Schule zum Zentrum Heller<strong>aus</strong> machen, wo die Bewohner<br />

abends werken, Psychologievorträge hören, Filme sehen o<strong>der</strong> Bücher lesen<br />

könnten - so wie bereits viele an Rhythmischer Gymnastik teilnahmen.<br />

Gegen Ende 1921 gab die „Internationale Schule“ Neills einen im November<br />

verfassten englischsprachigen Schulprospekt für das zum Jahresanfang<br />

beginnende englische Weihnachts-Trimester her<strong>aus</strong>304 , mit dem amerikanische<br />

und vor allem englische Schüler geworben werden sollten. Der Prospekt<br />

erwähnt, Neill sei seit August 1921 ein Direktor <strong>der</strong> Dalcroze-<br />

304 Der Schulprospekt ist ein Blatt etwa im Format DIN A4, auf halbe Größe gefaltet. Die<br />

Vor<strong>der</strong>seite zeigt ein Foto, die Rückseite eine Zeichnung <strong>der</strong> Schaufassade <strong>der</strong> Bildungsanstalt.<br />

Die Aufschrift des Titelblattes lautet International School Hellerau/Dresden<br />

Christmas MCMXXI (abgebildet bei Croall 1984: 244 f.) Die beiden Innenseiten enthalten<br />

den englischsprachigen Text (Die Kopie des Prospektes verdanke ich Axel Kühn).<br />

Neben Rhythmischer Gymnastik und den <strong>aus</strong>gebauten Kunst- und Handwerksangeboten<br />

werden im Prospekt auch intellektuelle Angebote betont: Deutsch und Englisch (bei<br />

Neill) wird in allen Klassen gelehrt, daneben gibt es Französisch, Geschichte, Sozialgeschichte,<br />

Ökonomie, Mathematik und Kin<strong>der</strong>psychologie.<br />

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