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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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schaffung <strong>der</strong> Autorität erschien vielen als libertär-anarchisch. Nach <strong>der</strong> Konferenz<br />

reiste er über Salzburg 300 nach (Dresden-) Hellerau, offiziell, um dort<br />

für die New Era eine Serie über die deutschen Neuen Schulen zu schreiben,<br />

speziell über die Schule in Hellerau, die nur wenige hun<strong>der</strong>t Meter vom H<strong>aus</strong><br />

von Ada Lilian Lindesay Neustätter entfernt lag, bei <strong>der</strong> er<br />

Bildungsanstalt, und das dürfte damit zusammenhängen, daß Elisabeth Rotten (die<br />

schon auf <strong>der</strong> Schulfarm Scharfenberg sowie mit Karl Wilker im Lindenhof gearbeitet<br />

hatte, und später die FICE mitbegründete) in den Jahren vor <strong>der</strong> Machtergreifung an <strong>der</strong><br />

Wohlfahrtsschule in <strong>der</strong> Bildungsanstalt Hellerau unterrichtete (Heckmann 1964: 494;<br />

vgl. auch Röhrs 1977: 18).<br />

Die New Education Fellowship (NEF) entstand <strong>aus</strong> <strong>der</strong> vor allem von Edmond Holmes<br />

begründeten (B. Ensor war Mitbegrün<strong>der</strong>in) New Ideals in Education Gruppe. Diese<br />

Gruppe traf sich erstmals 1914, ihre kurz vor dem Krieg abgehaltene Konferenz ging<br />

- auf Drängen Holmes - <strong>aus</strong>schließlich über Montessori.<br />

Auf ihrer Konferenz in Stratford on Avon 1915 (Vorsitz: Lord Lytton) wurde auch über<br />

das Little Commonwealth gesprochen. Lane war damals in pädagogischen Kreisen wohletabliert<br />

und hielt ebenso wie Holmes Vorträge. Auch durch diese Vorträge inspiriert,<br />

gründete B. Ensor umgehend die Theosophical Fraternity in Education, die sich zunächst<br />

noch unter dem Dach <strong>der</strong> New Ideals traf, bis sie 1920 groß genug für eigene<br />

Konferenzen und eine eigene Zeitung, die New Era, war, und im folgenden Jahr zur<br />

Gründung einer internationalen Organisation, <strong>der</strong> New Education Fellowship.<br />

Die Theosophen waren international gesinnt und sahen eine eingeborene natürliche bzw.<br />

göttliche (Antriebs-) Kraft in jedem Menschen, die sie soweit immer möglich ermutigen<br />

und her<strong>aus</strong>locken wollten. Angeborene Interessen und die Individualität des Kindes waren<br />

deshalb zu respektieren, sie for<strong>der</strong>ten auch Koedukation sowie Zusammenarbeit statt<br />

Wettbewerb (Croall 1984: 101). Es gab bei ihnen aber auch viel Mystizismus. So galt als<br />

das Hauptziel <strong>der</strong> Erziehung, das Kind darauf vorzubereiten, in seinem eignen Leben die<br />

Vorherrschaft (supremacy) des Geistes zu suchen und zu verwirklichen und die Geistige<br />

Energie im Kind zu vermehren.<br />

Neill sah dies das-Kind-dazu-vorbereiten-daß schlicht als eine an<strong>der</strong>e Art von Charakterformung,<br />

und mit Vorherrschaft des Geistes <strong>der</strong> higher life enthusiasts hatte er <strong>nichts</strong><br />

im Sinn (Croall 1984: 101).<br />

Homer Lane war vielleicht <strong>der</strong> einzige <strong>aus</strong> <strong>der</strong> New Ideals-Gruppe, <strong>der</strong> nicht zu Montessori<br />

konvertierte, und seine Bemerkung, daß alle erdachten Erziehungs-Systeme mit <strong>der</strong><br />

Freiheit des Kindes unvereinbar sind, war vermutlich beson<strong>der</strong>s gegen Montessori gerichtet,<br />

denn ihr System war das am höchsten entwickelte.<br />

300 Beim kurzen Besuch in Salzburg hielt er eine Rede auf <strong>der</strong> Konferenz über Psychologie,<br />

Erziehung und Politik, die von <strong>der</strong> Women's International League for Peace and Freedom<br />

organisiert war. Hier verstand Neill nur wenig, denn es wurde meist französisch und<br />

deutsch gesprochen. Sein eigener Beitrag blieb - auch in <strong>der</strong> New Era - ungedruckt. Doch<br />

<strong>der</strong> Vortrag von Prof. Franz Cizek fesselte ihn sehr (Croall 1984: 115).<br />

Der Zeichenlehrer Franz Cizek (1865-1946) hatte 1898 in Wien freie Klassen für Kin<strong>der</strong><br />

eingerichtet. Die Ergebnisse revolutionierten die Vorstellung von den kindlichen kreativkünstlerischen<br />

Fähigkeiten und gaben den Anstoß für einen Großteil <strong>der</strong> heute in Schulen<br />

vieler Län<strong>der</strong> selbstverständlichen Kunstunterrichtspraxis.<br />

Neill fand die Kin<strong>der</strong>zeichnungen und -gemälde, mit denen Cizek wie üblich seinen<br />

Vortrag illustrierte, wun<strong>der</strong>bar. Dies bestärkte Neills wachsende Überzeugung, kindliche<br />

Kreativität müsse ermutigt werden (Croall 1984: 115).<br />

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