Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

erfolgte kollegial, der Leiter und Verwalter Dr. Kurt v. Böckmann war nur
Erster unter Gleichen. Die spätere Leiterin Christine Baer war als Lehrerin an
der Neuen Schule tätig.
17.1.2.2. Das Landerziehungsheim (1913-1920)
Bereits zum allerersten Bauabschnitt der Gartenstadt (ab Juni 1909) gehörten
die zu drei Doppelhäusern zusammengefassten fünf Landhäuser 289 , in denen
sich später das Landerziehungsheim oder Schulheim Hellerau befand.
Obwohl 1910 erst 27 Bewohner bzw. Familien in (Rähnitz-) Hellerau lebten
(laut Adressbuch), wurde schon 1911 vielleicht noch für 1912 ein privates
Landerziehungsheim Deutsche Schule 290 angekündigt, das dann aber erst
Ostern / 1.April 1913 in den Landhäusern eröffnete und sich auch Schulheim
und Privatschule nannte 291 .
Die mit 66 6-15jährigen Knaben und Mädchen in 6 Klassen sowie 5 Vollzeit-
und 4 Teilzeitlehrern eröffnete Schule entsprach den Klassenstufen 1-10
einer Oberrealschule, eines Realgymnasium und einer Höheren Töchterschule.
Erklärte Ziele waren psychologisch vertiefte Arbeitsschule
289 Dies sind fünf nebeneinanderliegende, durch Eingangslauben verbundene Landhäuser am
Moritzburg-Pillnitzer Weg, (manchmal auch Pillnitzer Straße genannt, heute: Moritzburger
Weg). Im Haus Nr. 5 (heute: 69) neben der Fabrik der Deutschen Werkstätten
(Hausnummer 6) wohnte der Fabrikbesitzer Karl Schmidt-Hellerau. Dann folgen die
Häuser Nr. 4 (heute: 71), Nr. 3 (heute: 73) Nr. 2 (heute: 75). Das daneben an der Straßeneinmündung
liegende und von dort erschlossene Haus Nr. 1 hatte die Adresse Am
Grünen Zipfel 1 (unverändert).
Zeitweise konnten einige der Häuser und ihre von den Deutschen Werkstätten gefertigte
Inneneinrichtung gegen 20 Pf. Eintritt besichtigt werden. Ein Stadtplan aus der Nazi-Zeit
(vor 1938; in Hartmann 1976: 98) zeigt in Nr. 1 die Geschäftsstelle der Gartenstadt-
Gesellschaft. Vgl. die Außen-Abbildungen in: Gartenstadt Hellerau 1911: 6, 8, 11, 12;
Einrichtungsausstellung ebd.: 46-47.
290 Auch die späteren Nachfolger des Landerziehungsheims werden häufig Deutsche Schule
genannt. Damit ist wohl auch die Schulform Deutsche Oberschule (im Gegensatz zur
Lateinischen Oberschule) gemeint, eine Art neusprachlich- naturwissenschaftliches
Gymnasium.
In Sachsen ersetzte diese Schulform auch die Lehrerseminare. Vorreiter dieser Schulform
waren (unter anderen) Hermann Lietz und seine Landerziehungsheime. In der Weimarer
Republik gab es wenige Dutzend dieser Schulen, 1928 lagen 24 der 55 Deutschen Oberschulen
in Sachsen (vgl. Kösters 1930: 495).
291 Im Adressbuch ist 1914-1916 das Schulheim Hellerau, höhere Schule und Heim für Jungen
und Mädchen verzeichnet, und zwar in den Landhäusern 1 (dort Schulverwaltung), 2
und 4. Nr. 3 war vom Kunstschmied Georg von Mendelssohn bewohnt. 1916 entfällt die
Nr. 2. 1917 fehlt. 1918 und 1919 ist das Landerziehungsheim unter Privatschule als
Höhere Schule für Knaben und Mädchen im Landhaus Nr. 2 angegeben, Leiter: Lehrer
Oelschlägel (in Vertretung).
Vgl. zur Ankündigung: Gartenstadt Hellerau 1911: 70; zum Eröffnungstermin: Faßhauer
1989: 39. Die Entwicklung bis 1914 läßt sich den Berichten der Dalcroze-Schule entnehmen,
vgl. auch die Kurzbeschreibung bei Nitzsche (1923: 104 f.).
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