Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

mit umliegenden Wohngebäuden 283 erbauen zu lassen: Die Bildungsanstalt
Jaques-Dalcroze 284 , auch das Festspielhaus genannt und bald als zweites
Bayreuth gerühmt. Die beiden Hauptfassaden tragen im Giebel jeweils ein
riesiges Jing- und Jang- Zeichen 285 , das bis heute auch das Schulabzeichen
der Summerhill-Schule geblieben ist.
Man hätte kaum eine noch kosmopolitischere 286 Schule finden können.
Umso bemerkenswerter ist, daß der fast vergötterte Jaques-Dalcroze (ein
283 Gleichzeitig mit der Bildungsanstalt wurden ebenfalls vom Architekten Tessenow acht
zugehörige Wohngebäuden für Schüler und Lehrer erbaut, die, mit Laubengängen verbunden,
den Schul-Vorplatz umgaben: vier kleine Wohnhäuser gegenüber der Hauptfassade
und je 2 lange Wohnhäuser an beiden Seiten des Vorplatzes. Unterkunft und Verpflegung
leitet die Engländerin Frau Dr. M. Mabel-Riess, die mit finanzieller Hilfe von
Freunden unabhängig von der Bildungsanstalt (aber in engster Zusammenarbeit!) vom
Architekten Sattler das große Wohnhaus (auch großes Pensionshaus, später Schulheim
genannt) errichten ließ und leitete (vgl. Der Rhythmus 1.1911,: 18, 91 f.). Es liegt unmittelbar
hinter den kleinen Wohnhäusern. Vgl. Perspektivzeichnung und Grundriß des großen
Wohnhauses in Der Rhythmus. Ein Jahrbuch (1.1911: 65, 71).
Der jüngste Jahrgang wohnte in Zimmern verschiedener Preislage im großen Wohnhaus
mit 40 Zimmern. Dort befanden sich die allen gemeinsame Halle, die Bibliothek, die Terrasse,
der Garten und der Speisesaal, in dem alle gemeinsam täglich 4 Mahlzeiten einnahmen.
Darüberhinaus gab es weitere Räume für das gesellige Leben in den größeren
Wohnhäusern und der Bildungsanstalt selbst, außerdem auch die Luft- und Sonnenbäder.
Für ausländische Kinder, die in der Bildungsanstalt und im geplanten Landerziehungsheim
die deutsche Sprache erlernen und körperliche wie geistige Ausbildung erhalten
sollten „ist in dem großen Wohnhaus eine besondere Abteilung unter der speziellen Aufsicht
von Frau Dr. Mabel-Riess vorgesehen.“ (Der Rhythmus, 1.1911, :93)
Die älteren Jahrgänge sollten gruppenweise die von Tessenow erbauten Wohnhäuser am
Schul-Vorplatz à 5-15 Zimmer bewohnen. Auch Familien, die an Ferienkursen teilnahmen,
wurden kleine Einfamilienhäuser und Wohnungen á 3-5 Zimmer mit und ohne Küche
und Garten angeboten.
284 Der Grundstein der Bildungsanstalt wurde am 22.4.1911 gelegt. Im November 1912
wurden Teile des halbfertigen Gebäude erstmalig zum Unterricht genutzt, im Juni 1912
war - pünktlich zum jährlichen Schulfest - der große Saal mit seiner von Alexander von
Salzmann entworfenen vielgerühmten Beleuchtungsanlage fertiggestellt (vgl. Der
Rhythmus Bd.2,2, 1912: 9).
285 ... „und der deutsch-russische Maler Alexander von Salzmann, der das Hellerauer Emblem
geschaffen hatte, das an Tessenows Giebel weithin sichtbar prangte: eine kreisrunde
Scheibe, in die zwei fließende, sich verjüngende schwarze und weiße Halbkreise einkomponiert
waren. Salzmann erklärte, es sei ein altes indisches Symbol. Mein Vater, der in
der Ornamentik Bescheid wußte wie keiner, versicherte, es sei ein Sonnenrad und Salzmann
habe es falsch herum gezeichnet, das Rad drehe sich ja nach rückwärts. Das tat es,
aber es wurde nicht geändert.“ (de Mendelssohn 1993: 52)
Ein Jing- und Jang Zeichen als Schulabzeichen ist ebenfalls im Summerhill-
Schulprospekt abgebildet (Summerhill School o.J.).
286 Bei der Grundsteinlegung waren Schüler aus 14 Nationen anwesend. (Wolf Dohrn: Rede
zur Grundsteinlegung in: Der Rhythmus 1911: 19)
„An der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze selbst haben sich durch die Zusammensetzung
des Lehrkörpers Deutsch und Französisch als Unterrichtssprachen eingebürgert. Doch
werden
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