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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die freieste Schule Londons war für Neill nicht frei genug gewesen, und so<br />

mußte er die King Alfred School nach fünf Trimestern Mitte 1920 verlassen:<br />

„Es kam <strong>der</strong> Tag, an dem J R [=John Russell, JMK] sehr bestürzt und sehr traurig bei<br />

mir erschien und sagte: ‚Einer von uns beiden muß gehen, Neill.‘“ Neill 1982: 141)<br />

Als Neill die King Alfred School verließ, war er sehr belesen in psychoanalytischer<br />

Literatur, und bald ermutigte ihn Lane, selbst Analysefälle zu übernehmen.<br />

Zwei Jahre als Schüler Lanes hatten seine Vorstellungen und Ziele<br />

geklärt und ihm Mut zu radikal antiautoritärer eigener Praxis gegeben. Als<br />

Aufgabe des Therapeuten wie des Lehrers sah er nun (wie Lane) nicht mehr,<br />

zu lehren o<strong>der</strong> Vorbild zu sein, son<strong>der</strong>n Entfaltungsfreiheit zu geben, als ein<br />

Mitarbeiter neben dem Kind zu stehen und zu arbeiten, das Unbewußte bewußt<br />

zu machen (also: Verdrängungen aufzulösen), Liebe hervorzurufen, indem<br />

er liebt. Er war zur Gründung einer eigenen selbstregierten freien Schule<br />

entschlossen und suchte in und bei London nach geeigneten Gebäuden. Aus<br />

den Erfahrungen <strong>der</strong> King Alfred School hatte er gelernt, daß radikale Selbstregierung<br />

in einer Tagesschule nicht zu realisieren ist, da dort ein zu großer<br />

Teil des Lebens <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>selbstregierung entzogen ist, und daß er die Unterstützung<br />

aller Lehrer und auch aller Schüler dafür benötigt.<br />

16.9. New Era<br />

Von Lanes Grundannahmen <strong>aus</strong>gehend baute Neill nun seine Vorstellungen<br />

publizistisch <strong>aus</strong>. Seine Bücher hatten beachtliche Auflagen 262 , auch die<br />

weniger ernsten humoristischen Bücher 263 Neills wurden durch<strong>aus</strong> positiv<br />

rezensiert und aufgenommen, so daß zeitweilig nicht klar war, ob er eher ein<br />

pädagogischer o<strong>der</strong> ein Humor-Schriftsteller war.<br />

262 A Dominies Log lag 2 Jahre nach Erscheinen in <strong>der</strong> dritten Auflage vor, mit 13.000 verkauften<br />

Exemplaren. Von A Dominie Dismissed waren 1921, 5 Jahre nach Erscheinen,<br />

36.000 Bände verkauft (Croall 1984: 97).<br />

263 1919 erschien The Booming of Bunkie, eine lustige Geschichte eines schottischen Dorfes.<br />

1921 erschien Carroty Broon, die autobiographisch gefärbte Geschichte einer (seiner)<br />

Kindheit, entstanden unter dem Eindruck des plötzlichen Todes (Juli 1919) seiner Lieblingsschwester<br />

Clunie. Ein humoristisches, kaum pädagogisches Buch.<br />

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