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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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drückung, den dar<strong>aus</strong> folgenden Neurosen und die Wie<strong>der</strong>-Ent-Deckung <strong>der</strong><br />

unbewußten Handlungsmotive durch Methoden <strong>der</strong> Traumdeutung und <strong>der</strong><br />

freien Assoziation. Lanes Little Commonwealth war ein praktisches Modell<br />

solcher freiheitlichen psychoanalytischen Pädagogik.<br />

Neill wurde Lanes Freund und Schüler, ließ sich von ihm analysieren und<br />

erlernte die Psychoanalyse-Theorie. Hier fand er die ersehnte wissenschaftliche<br />

Grundlage für seine noch vagen freiheitlichen Gefühle, Ansichten und<br />

Ideen.<br />

Sein nächstes (Lane gewidmetes) Buch A Dominie in Doubt, das er im wesentlichen<br />

in <strong>der</strong> Zeit als Lehrer an <strong>der</strong> King Alfred School schrieb (1921 erschienen),<br />

spiegelt diese neuen Einflüsse <strong>der</strong> Laneschen Theorie und das dadurch<br />

wie<strong>der</strong>erwachte Interesse an Erziehung:<br />

Neill predigte nun nicht mehr, wie noch kurz zuvor, seine sozialreformerischen<br />

definitiven Ansichten, son<strong>der</strong>n for<strong>der</strong>te eine Entwicklungs-Freiheit des<br />

Einzelnen. Feste Vorgaben für alle konnte es nun nicht mehr geben: Niemand<br />

ist weise genug, um einem an<strong>der</strong>en dessen Lebens-Ziele vorschreiben zu können.<br />

Die Psychoanalyse kann zwar Vergangenheit aufklären und alte Blockaden<br />

beseitigen, nicht aber verbindliche Ziele für die Zukunft definieren. Er<br />

sah die Zeit <strong>der</strong> Erziehung bereits als einen vollwertigen Teil des Lebens,<br />

nicht nur als die Vorbereitung auf ein erst später stattfindendes Leben.<br />

Erziehung und Schule sollten das Kind natürlich machen, sollten und<br />

könnten es aber nicht gut machen. Der von Erwachsenen im Kind geschaffene<br />

Konflikt zwischen dem eigentlichen, ursprünglichen, natürlichen, wenngleich<br />

noch amoralischen Willen des Kindes und dem, was das Kind nach dem<br />

Willen des Erwachsenen wollen soll (gut sein, Moral, Manieren etc.), bezeichnete<br />

Neill (wie Lane) als die Erbsünde <strong>der</strong> Erziehung, <strong>aus</strong> <strong>der</strong> alle weiteren<br />

schlechten Gewohnheiten von Kin<strong>der</strong>n entstehen. Darum brauche das<br />

Kind ganz allgemein Freiheit und Ermutigung, aber keinesfalls Lehrer-<br />

Autorität, Beschränkung und Passivität. Moral und gutes Benehmen könnten<br />

und würden Kin<strong>der</strong> nur <strong>aus</strong> eigener Erfahrung selbst lernen. Antisoziale Kin<strong>der</strong><br />

sollen deshalb ihren Kameraden überlassen werden. (vgl. Croall 1984:<br />

84)<br />

Während <strong>der</strong> Arbeit an diesem Buch entwickelte Neill erste Kritiken an<br />

Freud, <strong>der</strong> ihm in Einzelheiten als zu starr erschien.<br />

Im Oktober 1918 war Lane als freier Dozent und Psychotherapeut nach<br />

London gezogen, und Neill nahm vielleicht auch deshalb wenige Monate<br />

später die Lehrerstelle an <strong>der</strong> nahen King Alfred School an. Die Lanes<br />

schickten wegen Neill ihre Kin<strong>der</strong> Polly und Allen dorthin, und Neill lud Lane<br />

zu einigen psychologischen Vorträgen vor den Lehrern <strong>der</strong> King Alfred<br />

School ein.<br />

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