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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die Jungen hatten bisher noch niemanden getroffen, dessen Anweisungen<br />

nicht von offenen o<strong>der</strong> versteckten Straf-Androhungen begleitet waren. Aus<br />

den bereits beschriebenen Gründen (Kapitel 7.2.) und aufgrund <strong>der</strong> persönlichen<br />

Überzeugung verweigerten die Erwachsenen in Barns radikal jede Bestrafung,<br />

blieben ruhig und liebevoll (oft mit Mühe!!) und durchlebten harte<br />

Wochen, denn die Jungen suchten hartnäckig - aber vergeblich - den Punkt zu<br />

finden, bei dem sie eben doch bestraft würden. In den ersten Wochen<br />

herrschte ein dementsprechendes Chaos, jede Organisationstätigkeit war unmöglich,<br />

die Jungen rannten kreischend und türenknallend durchs H<strong>aus</strong>, zerbrachen<br />

Geschirr und Fensterscheiben und schwänzten in Massen die Schule.<br />

Anfangs waren sie erstaunt, daß sie dafür nicht wie üblich und wie von <strong>der</strong><br />

Schulbehörde empfohlen, mit dem Le<strong>der</strong>riemen o<strong>der</strong> Rohrstock geprügelt,<br />

son<strong>der</strong>n lediglich freundlich zur Schule eingeladen wurden. Durch ihr wüstes<br />

Benehmen versuchten sie die Erwachsenen zu zwingen, ihnen die Form von<br />

Sicherheit zu geben, die sie kannten: strenge Verbote und äußeren Zwang.<br />

Die erwachsenen Helfer in Barns zielten dagegen auf eine an<strong>der</strong>e Form von<br />

Sicherheit, die nicht <strong>aus</strong> Wohlverhalten, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> dem Wissen entspringt,<br />

un-bedingt geliebt zu werden.<br />

Jede neu eintreffende Gruppe begann zunächst mit diesem wilden Verhalten,<br />

bis am Ende des Schultrimesters und Beginn <strong>der</strong> Ferien alle 30 Jungen<br />

zusammen waren. Einzelne Helfer waren am Rande <strong>der</strong> Verzweiflung.<br />

Zu Beginn des 2. Trimesters hatte sich das Verhalten <strong>der</strong> Jungen ganz<br />

deutlich gewandelt, sie standen nicht mehr in prinzipieller Opposition zu den<br />

Mitarbeitern und schienen nun von ihrer Sicherheit überzeugt und bereit zu<br />

sein, die Erwachsenen zu akzeptieren.<br />

Jetzt erst konnte die Therapie beginnen.<br />

15.2. Beginn <strong>der</strong> Selbstregierung<br />

Auch in Barns führte Wills die Selbstregierung ein, aber ohne die wirtschaftliche<br />

Komponente, die für die 8 bis 14jährigen Jungen, zumal neben dem<br />

Schulunterricht, wohl eine Überfor<strong>der</strong>ung gewesen wäre.<br />

Die ersten sehr unordentlichen und rowdyhaften Vollversammlungen<br />

(house meetings) aller Erwachsenen und Kin<strong>der</strong> leitete und protokollierte<br />

Wills selbst. Anfangs waren die Jungen äußerst mißtrauisch und lehnten Erwachsenenvorschläge<br />

häufig <strong>aus</strong> Prinzip ab, und diese seltsamen Erwachsenen<br />

ließen sich dies auch ohne weiteres gefallen. Nachdem am Ende des 1.<br />

Trimesters sämtliche 30 Jungen eingetroffen waren, schlug Wills die Wahl<br />

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