Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

15. David Wills im Barns House
(1940 - ca. 1945)
15.1. Gründung und Anfangszeit
Im Sommer 1940 übernahm Wills das Barns House 215 am Ufer des River
Tweed in Peebleshire, Schottland als neues Evakuierungsheim für ca. 30 extrem
schwierige Jungen aus Edinburgh. Dieses neugegründete Jungenheim
wurde von einem meist aus Quäkern bestehenden Verein Barns House
Committee initiiert und getragen, welches Wills - wie bei Quäkern üblich -
sehr freie Hand ließ, auf seine Weise zu arbeiten. Es gab zwar Arbeitsteilung,
aber keine Hierarchie oder sozialen Unterschiede zwischen den 7 oder 8 Mitarbeitern
(incl. Hauspersonal).
Die 8 bis 14jährigen schulpflichtigen Jungen stammten durchweg aus
schwer gestörten Unterschicht-Familien: Nur bei 4% von 50 untersuchten
Kindern (2 Brüder!) lebten Vater und Mutter verheiratet zusammen, ohne ihre
Kinder deutlich abzulehnen! Fast alle Kinder waren wenig umsorgt und geliebt
worden und waren dementsprechend schwierig. Sie waren häufig hart
und meist unklug gestraft worden und entsprechend ängstlich, unwahrhaftig,
mißtrauisch und aggressiv. Sie hassten die Schule und die Erwachsenen allgemein.
Etwa zwei Drittel der Kinder hatten Diebstähle oder Einbrüche begangen,
und jeweils etwa ein Drittel hatte Gerichtserfahrung oder schwänzte hartnäkkig
die Schule; oder nässte oder kotete ein; oder war besonders unregierbar,
wild, unbeherrscht aggressiv und von irrationalen Ängsten geplagt.
Da Barns lediglich ein Evakuierungsheim war, konnten die Eltern ihre Kinder
jederzeit grundlos zurückholen und taten dies auch oft: drei Viertel aller
Entlassungen erfolgten gegen Wills ausdrücklichen Protest. Die Eltern und
Familien waren das eigentliche Problem, das das Heim nicht lösen konnte.
215 Die Arbeit im Barns House wird von Wills (1945) ausführlich beschrieben. Wills Nachlass
sowie Materialien zum Barns House befinden sich im P.E.T.T. Archiv in der New
Barns School (vgl. Anhang Archivalien).
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