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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Therapeut begeistert. Die Heilerfolge beruhten wohl wesentlich auf Lanes<br />

vielgerühmter Intuition, Einfühlungsfähigkeit und Liebesfähigkeit. Oft<br />

drückten Schüler ihre Dankbarkeit in freiwilligen Honorarerhöhungen und in<br />

Geschenken <strong>aus</strong>. Ebenso konnte es vorkommen, daß Lane jemanden monatelang<br />

ohne Bezahlung behandelte.<br />

Beruflich und finanziell ging es Lane so gut wie nie zuvor (2.500 £ Jahreseinkommen<br />

1923!), er begann aufwendig zu leben, auch über seine Verhältnisse<br />

hin<strong>aus</strong>. Seine schon in Amerika aufgetretene Unbekümmertheit in Geldsachen<br />

zeigte sich nun wie<strong>der</strong>. Bald waren hohe Steuerschulden aufgelaufen,<br />

die mit Gerichts- und Gefängnisdrohungen eingefor<strong>der</strong>t wurden. Um den Betrag<br />

rasch aufzubringen, mußte Lane kurzfristig sein teures Auto verkaufen.<br />

Beim freundschaftlich-engen Umgang blieben den Schülern diese Probleme<br />

nicht verborgen. Eine sehr schwer gestörte 24jährige Patientin machte Lane<br />

im Oktober 1924, kurz nach Behandlungsbeginn, riesige Geldgeschenke<br />

(zusammen 1.600 £!), um ihm die Zahlung <strong>der</strong> Steuerschuld von 1.000 £, die<br />

dann durch Steuerberatung noch halbiert wurde, zu erleichtern und ihren verehrten<br />

Lane vor möglichen Gefängnisstrafen zu bewahren. Der Versuch, ihm<br />

heimlich darüberhin<strong>aus</strong> ein Luxusauto (1.100 £) zu schenken, scheiterte erst,<br />

als die Bank ihren ungedeckten Scheck nicht einlöste.<br />

13.8. Skandalprozeß und Tod 1925<br />

Der Vater dieser Patientin war äußerst besorgt, da er seine Tochter in die<br />

Hände eines Ausbeuters gefallen sah. Er durfte aber in die Geschäfte nicht<br />

eingreifen. Also ging er indirekt vor, sammelte Informationen, beklagte sich<br />

dann bei den Behörden über den üblen unerwünschten Auslän<strong>der</strong> Lane und<br />

for<strong>der</strong>te seine Ausweisung <strong>aus</strong> England.<br />

Am 10. März 1925 wurde Lane verhaftet, ins Gefängnis gesperrt und später<br />

angeklagt. Offiziell ging es um die nicht ordnungsgemäße Anmeldung seines<br />

Wohnungswechsels als Auslän<strong>der</strong>. Üblicherweise wurde dieses technische<br />

Vergehen mit 2 £ Geldbuße geahndet, doch Lane wurde erst nach zwei Prozessen<br />

(17. und 24. März) bis zum Berufungsprozeß (14. Mai) gegen Kaution<br />

freigelassen.<br />

In den (von Wills 1964a <strong>aus</strong>führlich dargestellten, dokumentierten und diskutierten)<br />

Prozessen war die versäumte Anmeldung von vornherein nur <strong>der</strong><br />

formal notwendige Aufhänger, um den dann offiziell Verurteilten als unerwünschten<br />

Auslän<strong>der</strong>, Abenteurer und Scharlatan mit schlechtem Chara-<br />

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