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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Lanes offene Stellungnahme gegen die Versammlungshallenspiele war ein<br />

harter Schlag für die älteren Mädchen <strong>der</strong> Versammlungshalle, die sich plötzlich<br />

im falschen Lager stehen sahen: Die Sympathien ihres Helden Lane lagen<br />

bei <strong>der</strong> Gegenpartei. Zwischen den Mädchen entbrannte ein mit allen Mitteln<br />

geführter eifersüchtiger <strong>Kamp</strong>f um Lanes Sympathien. Seit Mitte 1917 wurde<br />

dieser <strong>Kamp</strong>f immer schärfer. Die feindseligen Rivalinnen machten einan<strong>der</strong><br />

vor Lane schlecht, beschuldigten die an<strong>der</strong>en allerlei Untaten und brachten<br />

Gegenbeschuldigungen zur Verteidigung vor. Wenn Lane dem ganzen dann<br />

keinen Glauben schenkte und die Vorwürfe als Intrige bezeichnete, beschuldigten<br />

sie ihn des Favoritismus.<br />

Vor allem Florence, die die Versammlungshalle anführte und sich zur Gegenspielerin<br />

Lanes entwickelt hatte, intrigierte. Sie streute erst Gerüchte über<br />

Lane <strong>aus</strong> und ermutigte an<strong>der</strong>e, dasselbe zu tun. Dann berichtete sie bei Lane<br />

empört über die umlaufenden Gerüchte, um als seine Verteidigerin dazustehen.<br />

Seinen Prinzipien entsprechend gab Lane ihr mit <strong>der</strong> verantwortungsvollen<br />

Position als H<strong>aus</strong>hälterin in einem Cottage einen noch größeren Einfluß,<br />

damit ihr Verhalten rasch für alle deutliche Wirkungen erzeugen sollte. Dar<strong>aus</strong><br />

sollten Florence und die Gemeinschaft dann <strong>aus</strong> eigener Erfahrung lernen.<br />

Tatsächlich rebellierte die Familie bald mit einem Hungerstreik gegen die<br />

Geheimmethoden ihrer H<strong>aus</strong>hälterin.<br />

Schon seit Anfang 1917 gehörten zu den Konkurrenzkämpfen, Intrigen und<br />

Phantasiegeschichten auch stolze Erfolgsmeldungen, bereits mit Lane geschlafen<br />

zu haben, sowie Berichte <strong>aus</strong> zweiter Hand über angebliche Erfolge<br />

an<strong>der</strong>er Mädchen. Als Lane im Juni 1917 davon erfuhr, berief er eine beson<strong>der</strong>e<br />

Mädchenvollversammlung zur Klärung <strong>der</strong> Vorwürfe ein. Sämtliche<br />

Mädchen erklärten ihre Geschichten hier öffentlich für reine Phantasieprodukte.<br />

Dies reinigte die Atmosphäre. Lediglich Eva verweigerte jegliche Stellungnahme,<br />

nahm aber etwas später ebenfalls ihre Erzählungen als pure Erfindung<br />

zurück.<br />

Inzwischen verfuhren ihre beiden Freundinnen Florence und Ethel nach<br />

dem gleichen Muster, auch auf einer allgemeinen Vollversammlung zum<br />

Thema am 22. Juli 1917. Unter Druck gesetzt versprachen sie schließlich, einer<br />

Helferin nichtöffentlich Angaben zu machen. Dieser Helferin deuteten sie<br />

aber lediglich vage an, daß Lane sich ihnen gegenüber irgendwie unmoralisch<br />

verhalten habe.<br />

Die Vollversammlung wurde nun sofort - gegen Mitternacht - erneut einberufen,<br />

und wie<strong>der</strong> verweigerten beide jede Stellungnahme zu ihren berichteten<br />

Äußerungen. Lane und die Helfer mußten die beiden vor tätlichen Angriffen<br />

<strong>der</strong> wütenden Kameraden beschützen. Niemand glaubte den vagen Behauptungen.<br />

Lane erklärte, daß geheime Verschwörermethoden die offene Diskussion,<br />

die freie Bildung <strong>der</strong> öffentlichen Meinung und damit schließ-<br />

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