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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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zufangen, wurden nach langem Hin und Her schließlich die betreuten Wohngemeinschaften<br />

improvisiert, die aber aufgrund ihrer geringen formellen inneren<br />

Organisierung kaum als selbstregierte Republiken betrachtet werden können.<br />

Im offiziellen Erziehungswesen ist von Selbstregierung noch wenig zu spüren.<br />

Die anfangs mit antidemokratischen Zielsetzungen (siehe Kapitel 5) eingeführte<br />

Schülermitverwaltung blieb lei<strong>der</strong> (o<strong>der</strong> auch glücklicherweise) recht<br />

wirkungslos, und die sehr zaghaft tastenden Versuche mit ziemlich machtlosen<br />

Heimbeiräten (vgl. Becker 1971) scheinen kaum von <strong>der</strong> Stelle zu kommen.<br />

Die Versuche mit radikaler Selbstregierung sind weitgehend vergessen<br />

o<strong>der</strong> werden nur noch als Kuriosität erinnert. Gerade viele <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

Versuche sind bei uns unbekannt, und es ist bemerkenswert, wie wenig man<br />

sich bislang mit diesem Thema befaßt hat. Soweit ich weiß, ist eine umfassende<br />

Überblicksdarstellung, Aufarbeitung und Diskussion von Geschichte,<br />

Praxis und Theorie radikal selbstregierter <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> nie versucht<br />

worden 6 . Es fehlt an brauchbaren Vorarbeiten, die Informations- und Literaturbeschaffung<br />

war anfangs extrem schwierig. Dabei ist das Thema durch<strong>aus</strong><br />

aktuell und passt gut in die aktuelle Diskussion um nichtdirektive, antiautoritäre,<br />

alternative Erziehung, um Antipädagogik und die Renaissance <strong>der</strong> Reformpädagogik.<br />

Die Entstehungsgeschichte dieses Buches begann, als ich vor weit über<br />

zehn Jahren erstmals von <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> hörte und sofort fasziniert war.<br />

Anfänglich strebte ich eine möglichst vollständige und weitgehend theorielose<br />

Beschreibung objektiv beobachtbarer harter empirischer Fakten <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

an und wollte theoretische Ausführungen möglichst vermeiden, da sich<br />

nahezu alles theoretisch annehmen, entwerfen, vermuten, for<strong>der</strong>n und spekulieren<br />

läßt (Papier ist geduldig!). Entstanden ist - notwendigerweise - fast das<br />

Gegenteil:<br />

Eine primär politische Betrachtung <strong>der</strong> <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> (als Städte, Staaten,<br />

utopische Kommunen) erwies sich rasch als unsinnig, die Zuordnung zur<br />

Heimerziehung wurde deutlich. Die unmittelbar beobachtbaren Beson<strong>der</strong>heiten<br />

selbstregierter Heime o<strong>der</strong> <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> gegenüber an<strong>der</strong>en Heimen<br />

sind mit den obigen Ausführungen zu den drei politischen Gewalten schon<br />

hinreichend beschrieben. Die vielfältigen Variationen dieser Prinzipien in den<br />

einzelnen Republiken ließen sich zwar auflisten, doch trägt dies wenig zum<br />

besseren Verständnis bei: sie sind letztlich unwichtig, erklären <strong>nichts</strong>, und die<br />

zugrundeliegenden politischen Prinzipien sind ebenfalls banal und allgemein<br />

bekannt.<br />

6 Ausführungen bei Foerster (1953(15)), Zielinski (1950) und Jones (1960) kommen dem<br />

noch am nächsten.<br />

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