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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Erfahrungen (Gott entdecken) durch Bildungsangebote in <strong>der</strong> geplanten<br />

Schule war für die Dauer des Krieges unmöglich.<br />

Abgeschiedenheit, geringe Personenzahl, Überarbeitung und Mangel an<br />

Abwechslung bewirkten eine geistige Enge und Ideenarmut sowie eine Wendung<br />

des Interesses nach innen, vor allem ein enorm übertriebenes Interesse<br />

an heftigem Streit und <strong>der</strong> Verbreitung von extremen Klatschgeschichten und<br />

Gerüchten.<br />

13.5. Klatsch und Gerüchte<br />

Der bedeutendste und längste Streit betraf die Gestaltung <strong>der</strong> knappen<br />

Freizeit. Es entstanden zwei regelrechte Parteien, die auch Wahlkampf für<br />

eigene Beamtenkandidaten führten. In beiden Gruppen wirkten auch erwachsene<br />

Helfer mit. Die eine Gruppe bevorzugte ruhigere Tätigkeiten in den<br />

Wohnzimmern ihrer Wohnhäuser. Die an<strong>der</strong>e Gruppe organisierte recht wilde<br />

Feiern mit Tanz und Musik in <strong>der</strong> Versammlungshalle. Lane hielt die regelmäßigen<br />

Kin<strong>der</strong>gartenspiele und kindischen Paarbildungsspiele <strong>der</strong> Versammlungshalle<br />

für retardiert und für langfristig gemeinschaftsauflösend. Er<br />

agitierte dagegen, wollte sie aber auf keinen Fall verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> verbieten,<br />

und bestärkte Miß Bazeley darin, weiter in <strong>der</strong> Versammlungshalle Klavier zu<br />

spielen. Lane ging es - wie immer - darum, Einsicht zu wecken und nicht um<br />

erzwungenes Verhalten.<br />

Kriegsbedingt bestand das Little Commonwealth vor allem <strong>aus</strong> jüngeren<br />

Jugendlichen, sowie fünf o<strong>der</strong> sechs älteren, aber recht kindlichen Mädchen.<br />

Da sämtliche Jungen zumindest geistig und psychisch noch völlig unerwachsen<br />

waren, war Lane <strong>der</strong> einzige Mann, auf den sie ihre romantischen und<br />

erotischen Wünsche und Phantasien richten konnten. So steigerten sie sich in<br />

erfundene Phantasiegeschichten über ihre Beziehungen zu Lane hinein.<br />

Die völlige Überarbeitung und <strong>der</strong> Mangel an allen Möglichkeiten, die eigenen<br />

jugendlichen Energien <strong>aus</strong>zuleben, dürften stark dazu beigetragen haben.<br />

Das Erzählen erfundener Wunsch- und Phantasiegeschichten ist eine ebenso<br />

bekannte normale Abweichung bei jugendlichen Delinquenten wie Stehlen<br />

o<strong>der</strong> Weglaufen. Lane versuchte diese Geschichten nicht zu unterdrücken,<br />

son<strong>der</strong>n im Gegenteil sie mit allen Mitteln ans Licht zu bringen, damit sie<br />

dort harmlos verpuffen und das Gefühlsleben <strong>der</strong> Mädchen entlasten würden.<br />

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