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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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11. Exkurs: Selbstverwaltung<br />

in Schule und Gefängnis<br />

11.1. Gills School City in den USA<br />

Der Ingenieur und Industriemanager Dr. Wilson Lindsley Gill (1851 - 1941)<br />

war Mitarbeiter in den Sommerkolonien <strong>der</strong> George Junior Republic in den<br />

entscheidenden Anfangsjahren 1895 und 1896 (vgl. Holl 1971: 194 - 210).<br />

Seit 1897 führte Gill dann Selbstregierungsmethoden in die öffentlichen<br />

Volksschulen <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ergebiete von New York City ein. Ein Ziel war<br />

dabei die Amerikanisierung und staatsbürgerliche Erziehung, <strong>der</strong> <strong>Kamp</strong>f gegen<br />

politische Korruption, Verantwortungslosigkeit und Apathie <strong>der</strong> Bürger.<br />

Das zweite Ziel war die Bekämpfung <strong>der</strong> Verwahrlosung, Verrohung und<br />

Disziplinlosigkeit <strong>der</strong> Großstadtjugend (moral and civic training).<br />

Gill wurde dabei zwar von George inspiriert, nicht aber unterstützt. Denn<br />

die Schülerselbstregierung spielte sich hier vor allem im relativ unwesentlichen<br />

außerunterrichtlichen Schulleben autokratisch regierter Schulen ab, und<br />

George lehnte damals jede Einschränkung <strong>der</strong> Selbstregierung noch strikt ab.<br />

Bisher wurde die Schule im demokratischen Staat noch absolutistisch vom<br />

Lehrer beherrscht. Die Schüler standen <strong>der</strong> Auflehnung und Regelverletzung<br />

dementsprechend gleichgültig o<strong>der</strong> zustimmend, <strong>der</strong> vom Lehrer verkörperten<br />

autokratischen Ordnung aber ablehnend gegenüber.<br />

Gill wollte die Schule demokratisieren, um die Kin<strong>der</strong> dort an die Mitarbeit<br />

an <strong>der</strong> öffentlichen Ordnung, an staatsbürgerliche Verantwortung zu gewöhnen<br />

und ihnen Bürgertugenden wie Selbstdisziplin, ein lebendiges Interesse<br />

an <strong>der</strong> Einhaltung von Regeln und Ordnung sowie die Ideale freier Regierung<br />

einpflanzen.<br />

Die Schule selbst wurde als demokratisches Gemeinwesen nach dem Muster<br />

amerikanischer Städte organisiert, als Schulstadt. Große Schulen bestanden<br />

als Schulstaat <strong>aus</strong> mehreren Städten. Die Klassen waren die Verwaltungs-<br />

und Wahlbezirke. So sollten die Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis und nicht nur<br />

verbal im Unterricht die demokratische Mitarbeit erleben (learning by<br />

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