Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

galt in Zukunft seine ganze Aufmerksamkeit. Ihnen galt auch sein drittes
Buch The Adult Minor (1937).
Die Entmündigung als unverantwortliche Kinder demoralisiert und reizt zu
Rebellion. Auch diese Gruppe konnte, wie früher die Slumkinder, ihre Selbständigkeit
und Selbstachtung kaum legal zeigen und war darum in Gefahr,
beides in Verbrechen zu äußern. Neue Möglichkeiten für die Erarbeitung des
Lebensunterhalts und Selbstregierung sollten dies verhindern.
Eine von George geplante modifizierte Junior Republic in New York City
(City Republic) konnte nicht finanziert werden. Die Bürger dieser Republik
hätten nicht mehr innerhalb, sondern außerhalb der Republik arbeiten und
Geld verdienen sollen. Mit städtischer Förderung gelang ihm aber in den nahen
Städten Courtland und Ithaca um 1913/14 die offizielle Einführung einer
Jugend-Stadtregierung (City Municipality).
Um die Angelegenheiten der eigenen Altersgruppe selbständig zu regeln
und politische Verantwortung zu trainieren, wählten die jungen Erwachsenen
eigene jugendliche Bürgermeister, Richter, Polizeichefs, Beamte etc. Diese
sollten in jugendlichem Idealismus auch den korrupten und betriebsblinden
Erwachsenen auf die Finger sehen.
Das Ganze wurde von den Erwachsenen nicht wirklich ernst genommen
und war deshalb nicht allzu erfolgreich. Immerhin war die City Municipality
aber ein früher und relativ realer Vorläufer anderer imaginärer Jugendstaaten
mit Jugend-Scheinparlamenten und -regierungen zur staatsbürgerlichen Erziehung
195 .
Weitere Neugründungsversuche von Juniorrepubliken und Junior Municipalities
scheiterten nach Skandal und Schließung in Freeville.
Innerhalb weniger Wochen schaffte George in der George Junior Republic
einen neuen Anfang. Im November 1914 hatte er bereits 20 zahlende neue
Bürger aufgenommen, auch Schüler und Studenten, die hier nur lebten und
nicht arbeiteten. Der Not und seinem City-Republic-Konzept folgend besorgte
George seinen Bürgern Arbeitsplätze im Umkreis von 70 km, so daß sie
auch nicht alle in Freeville leben konnten und eigene Sektionen errichteten.
195 Hier sind zunächst die drei Programme der großen US-Kriegsveteranen-Vereinigung
American Legion zu nennen, nämlich der Boys State (seit 1935), die Boys Nation und
das Boys and Girls County Government, und außerdem die Youth Legislature des
YMCA. Auch Begriffe wie Boys Police, Junior Police, Junior Government und Major
and Governor for a Day Program sind mir begegnet.
Die im zweiten Weltkrieg in der Schweiz entstandenen ähnlichen Organisationen schlossen
sich zur Vereinigung Schweizerischer Jugendparlamente zusammen. Die Besatzungsmächte
organisierten im Nachkriegsdeutschland ebenfalls Jugendparlamente, in denen
die Parteijugendorganisationen die Fraktionen bildeten.
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