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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Eine halbherzige Gegenuntersuchung <strong>der</strong> zerstrittenen und führerlosen Junior<br />

Republic blieb erfolglos. Das State Board of Charities entzog ihr alle<br />

staatlichen Gel<strong>der</strong> und alle in staatlicher Obhut befindlichen Jugendlichen.<br />

Außerdem for<strong>der</strong>te es die Abschaffung des Gerichts- und Gefängnissystems,<br />

die Entfernung aller Mädchen und den endgültigen Rücktritt Georges.<br />

Der Skandal ließ die Spendentätigkeit versiegen und die gerade gegründete<br />

Strawbridge-Brophy Republic zusammenbrechen. Im Herbst 1914 mußten<br />

auch die Republik in Freeville und das Büro <strong>der</strong> National Association of Junior<br />

Republics schließen. Übrig blieben nur 18.000 $ Schulden. George<br />

schaffte es, binnen weniger Tage Bürgschaften für die Schulden aufzutreiben.<br />

Der erleichterte Vorstand übergab ihm die Reste <strong>der</strong> Republik. George war<br />

wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> alleinige Leiter und begann sofort mit dem Neuaufbau.<br />

Nach dem Streit mit Osborne war George <strong>aus</strong> Freeville <strong>aus</strong>gezogen und<br />

hatte versprochen, keine neue Republik zu gründen. Als Direktor <strong>der</strong> National<br />

Association hatte er neue Betätigungsfel<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> eigentlichen Junior<br />

Republics gesucht. Früher hatte er alle eingeschränkten Selbstregierungsmodelle<br />

in Schulen, Gefängnissen, Heimen und Clubs scharf abgelehnt und sie<br />

als eine Schande betrachtet, weil sie statt des Prinzips nur den Namen übernähmen<br />

und so seinen Ruf ruinierten. Seit Ende 1911 aber konnte George<br />

sich auch mit eingeschränkter Selbstregierung ohne wirtschaftliche Basis<br />

(Ohne Arbeit gibt's <strong>nichts</strong>) anfreunden.<br />

Die Republik war zur Spezialeinrichtung für Delinquenten geworden und<br />

bot nicht mehr jedem Jugendlichen etwas. George argumentierte etwa seit<br />

1912 für die universelle Anwendung von (<strong>aus</strong>gewählten) Republikprinzipien<br />

außerhalb <strong>der</strong> Junior Republic, vor allem in Gefängnissen, Reformatorys und<br />

Schulen. Begrenzte Selbstregierung war ihm nun lieber als gar keine.<br />

George und Stowe (1912) lobten <strong>aus</strong>führlich die School City Konzepte, in<br />

denen massive Beeinflussung durch suggestive Moralerziehung die Erarbeitung<br />

des eigenen Lebensunterhalts ersetzen sollte. Sie bestanden aber weiterhin<br />

auf (formalen) demokratischen Wahlen und lehnten reine Helfersysteme,<br />

bei denen <strong>der</strong> Lehrer die Helfer ernennt, ab.<br />

Von nun an befasste George sich vornehmlich mit <strong>der</strong> Propagierung, Planung<br />

und Verwirklichung aller möglichen Arten und Formen von Jugendregierungen<br />

auf allen Gebieten für möglichst alle amerikanischen Jugendlichen,<br />

also mit Einrichtungen, die kaum etwas mit <strong>der</strong> bisherigen Junior<br />

Republic zu tun hatten. Dabei arbeitete er eng zusammen mit dem National<br />

Self Government Committee, welches unter Berufung auf Junior Republics<br />

und School Cities die Selbstregierung allgemein propagierte.<br />

Den zwar körperlich, nicht aber rechtlich und sozial erwachsenen 16 -<br />

21jährigen Jungen Erwachsenen (adult minor), die im Krieg die Masse <strong>der</strong><br />

Soldaten stellen, im Frieden aber als unmündige Kin<strong>der</strong> behandelt werden,<br />

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