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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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und vor allem unbezahlt arbeiten und leben. Das Eigeninteresse gebot, das<br />

Gefängnis künftig zu meiden. Gefängnisaufenthalt galt hier nicht als Zeichen<br />

von Mut und Härte, son<strong>der</strong>n von Dummheit und Willensschwäche.<br />

Aus dem Gefängnis entlassene Jungen wurden problemlos wie<strong>der</strong> in die<br />

Gemeinschaft aufgenommen: Praktisch je<strong>der</strong> von ihnen hatte anfangs ebenso<br />

im Gefängnis gesessen! Der Junge würde sich jetzt bemühen, auf an<strong>der</strong>e<br />

Weise die Zustimmung seiner Kameraden zu erreichen. Er würde ebenso<br />

wie sie Arbeiter und Eigentümer werden...<br />

Trotzdem ist er noch keineswegs gebessert! Er passt sich lediglich den Gegebenheiten<br />

rein äußerlich an und kann je<strong>der</strong>zeit umschwenken (is doing<br />

good for policy sake). Doch dies ist für George die absolut notwendige<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung dafür, später einmal das Richtige um seiner selbst willen zu<br />

tun (doing good for its own sake).<br />

2.Der Jugendliche identifiziert sich zunehmend mit <strong>der</strong> Gemeinschaft und ihren<br />

Regeln. Durch Ausüben <strong>der</strong> Bürgerfunktionen und Beamtenämter, als<br />

über Gesetze abstimmen<strong>der</strong> Wähler, als Geschworener bei Gericht o<strong>der</strong><br />

durch die Tätigkeit als Polizeibeamter festigt sich das Verantwortungsgefühl.<br />

3.Durch religiöse, moralische und ethische Unterweisung wird das Gewissen<br />

des Jugendlichen geweckt.<br />

4.Durch Freundschaften mit in <strong>der</strong> Republik tätigen hervorragenden Erwachsenen<br />

werden die Jugendlichen weiter inspiriert. Und am Ende dieser Erziehung<br />

tun sie dann das Richtige um seiner selbst willen, weil sie einfach<br />

einsehen, daß es das Richtige ist.<br />

Auf die beiden letzten Punkte wird nie näher eingegangen, umso mehr aber<br />

auf die beiden ersten, kurzgefasst also:<br />

– durch wirtschaftliche Selbständigkeit entstehen Selbstachtung und Interesse<br />

am Recht<br />

– Das Leben als Bürger <strong>der</strong> Republik erzeugt Verantwortungsgefühl und<br />

Verantwortungsbewußtsein<br />

Hier liegt, zumindest in <strong>der</strong> Theorie, <strong>der</strong> Schwerpunkt. George will delinquente<br />

Jugendliche zur Verantwortung erziehen, indem er sie durch radikales<br />

Nichteingreifen und gleichzeitiges Bereitstellen <strong>der</strong> äußeren Möglichkeiten<br />

(Gebäude, <strong>Wer</strong>kstätten, Lehrer, ...) zur Selbsthilfe zwingt, sowohl zur Erarbeitung<br />

ihres Lebensunterhaltes als auch zur Selbstregierung ihres Dorfes.<br />

Georges ideologische Beharren auf einer rein ökonomischen theoretischen<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Erziehung auch dann noch, als diese Sicht ganz offensichtlich<br />

in keiner Weise mehr mit <strong>der</strong> Wirklichkeit übereinstimmte, und das beharrliche<br />

Ignorieren und Leugnen an<strong>der</strong>er bedeuten<strong>der</strong> Aspekte auch <strong>der</strong> eigenen<br />

Praxis trug schließlich wesentlich zum Scheitern <strong>der</strong> Junior Republic<br />

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