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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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wurde Bourdons Disziplinsystem bis 1795 fast einstimmig gefor<strong>der</strong>t und gelegentlich<br />

auch durchgeführt.<br />

1791 konnte Bourdon seine Anstalt Gesellschaft <strong>der</strong> jungen Franzosen<br />

schließlich eröffnen. Die Jakobiner sorgten 1793 dafür, daß ihr Kriegswaisen<br />

mitsamt <strong>der</strong> entsprechenden finanziellen Unterstützung zugewiesen wurden.<br />

Die Hoffnungen auf vielfache Nachahmung <strong>der</strong> Anstalt erfüllten sich aber<br />

nicht.<br />

Ziel <strong>der</strong> Anstalt war die Erziehung zum Kämpfer für die Revolution:<br />

Selbstregierung, revolutionäre Feste und Aufführungen im Theater <strong>der</strong><br />

Gleichheit dienten diesem Ziel ebenso wie <strong>der</strong> Unterricht. Die 70 Schüler<br />

wurden bewußt mit den revolutionären Instanzen in Kontakt gebracht und für<br />

die revolutionäre Aktion interessiert. Sie baten den Konvent, sich bewaffnen<br />

zu dürfen, und hielten militärische Übungen ab.<br />

Die Schülerselbstregierung wurde in Anlehnung an die neuen staatlichen<br />

Organe modifiziert: die über zwölfjährigen Schüler bildeten drei Komitees,<br />

welche die Studien leiteten, die Disziplin beaufsichtigten und die Korrespondenz<br />

mit Eltern und an<strong>der</strong>en Schulen des Reiches führten. In diesen Komitees<br />

saßen auch Elternvertreter, nicht zuletzt deshalb, um auf die Eltern erzieherisch<br />

einzuwirken.<br />

In <strong>der</strong> Reaktionsperiode löste die Direktoriumsregierung die Anstalt am<br />

2.4.1795 auf.<br />

Bourdon nahm in <strong>der</strong> Theorie bereits viele Ideen <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>t Jahre später<br />

gegründeten George Junior Republic vorweg. Lei<strong>der</strong> wird kaum etwas über<br />

die Praxis in seiner Anstalt berichtet.<br />

9.2.2. Stephanies selbstregierte Volksschule<br />

Der bayrische Schulreformer Heinrich Stephani 174 (1761 - 1850) wollte mit<br />

ähnlichen Argumenten wie Bourdon ein ähnliches System in die öffentliche<br />

Volksschule einführen. Bis 1834 praktizierte er sein System erfolgreich acht<br />

Jahre lang mit 60 Schülern seiner Konfirmandenschule in Gunzenh<strong>aus</strong>en.<br />

Obwohl über einen Internatsbetrieb <strong>nichts</strong> berichtet wird, ist die Anstalt beachtenswert.<br />

Stephani kritisierte die bisherigen Volksschulen als Zuchthäuser, in denen<br />

<strong>der</strong> Lehrer als Zuchtmeister mit bloßem Zwang herrschte. Solche Schulen<br />

taugten nicht dazu, Herz und Willen und den inneren Sinn zu sittlichem und<br />

vernünftigem Handeln <strong>aus</strong>zubilden. Der bloße Zwang sollte ersetzt werden<br />

durch freiwillige Unterordnung unter die Schulgesetze. Eine liberale Schul-<br />

174 Diese Darstellung folgt Metzenthin (1915) und Rein (1903 ff.).<br />

199

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