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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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nannte alle Beamten und Richter <strong>aus</strong> den Reihen <strong>der</strong> Schüler und än<strong>der</strong>te Urteile<br />

<strong>der</strong> Richter auch nachträglich ab. Lehrer konnten ihre Fälle am Gericht<br />

vorbei auch selbst aburteilen. Das geschriebene Schul-Gesetzeswerk dürfte<br />

kaum von Schülern stammen, ein Parlament gab es nicht.<br />

Aufgrund eines <strong>aus</strong>gebauten Systems von Klassen-, Aufsichts- und Ordnungsämtern<br />

leisteten die Schüler jedoch einen beträchtlichen Teil <strong>der</strong> Schulverwaltung.<br />

Die wenigen Lehrer konnten sich auf Stichproben beschränken.<br />

An Beamten-Ämtern gab es:<br />

– den Zimmerordnungsdienst. Für ein o<strong>der</strong> mehrere Internatszimmer war je<br />

ein Ökonomus verantwortlich, für pünktliches Wecken, morgendliches Waschen,<br />

Bettenmachen, für die Sauberkeit des Zimmers und <strong>der</strong> Kleidung<br />

und für pünktliches Zubettgehen. Die Ökonomen meldeten den Zustand <strong>der</strong><br />

Zimmer einem Ober-Ökonomen.<br />

– Tischaufseher (Ephori, Inspectores) beaufsichtigten Sauberkeit, Tischmanieren,<br />

Tischgebet sowie den<br />

– Servierdienst (Discophori).<br />

– Zensoren achteten auf anständiges Verhalten <strong>der</strong> Mitschüler außerhalb des<br />

Schulgebäudes.<br />

– Die 6 Klassen standen jeweils unter Aufsicht eines Quästor, <strong>der</strong> ihre Schularbeiten<br />

beaufsichtigte und selbst dem Ober-Quästor unterstand. Jede Klasse<br />

wie<strong>der</strong>um war unterteilt in mehrere Tribus, und diese waren vermutlich<br />

wie<strong>der</strong>um unterteilt.<br />

Mit diesen Beamten-Ämtern unterschied sich die Schule noch nicht prinzipiell<br />

von an<strong>der</strong>en damaligen Schulen.<br />

Neu war, daß Trotzendorf erstmals versuchte, die Macht des gegenseitigen<br />

Schülereinflusses zum Zweck <strong>der</strong> erzieherischen Beeinflussung zu organisieren.<br />

Die Schüler sollten an <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> Ordnung beteiligt und dadurch<br />

selbst für diese Ordnung gewonnen werden.<br />

Trotzendorf „suchte die guten Elemente als Mithelfer zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Disziplin zu gewinnen, indem er sie auffor<strong>der</strong>te, auf die Besserung <strong>der</strong> übrigen<br />

zu achten“ (Metzenthin 1915: 16) und sie brü<strong>der</strong>lich (!) zurechtzuweisen.<br />

Die vertrauenzerrüttenden heimlichen Aufpasser schaffte er ab. Bei <strong>der</strong> Roheit<br />

<strong>der</strong> Schüler und <strong>der</strong> verhältnismäßig geringen Lehrerzahl war jedoch ein<br />

Ersatz dafür notwendig: das Gericht.<br />

Die Beteiligung <strong>der</strong> Schüler an <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Disziplin geschah durch<br />

den ersten <strong>aus</strong> Schülern gebildeten Schulgerichtshof, vor dem wöchentlich die<br />

schwereren Vergehen <strong>der</strong> älteren Schüler verhandelt wurden. Leichtere<br />

Übertretungen sowie Vergehen von Schülern <strong>der</strong> unteren, noch nicht gut Latein<br />

sprechenden Klassen wurden von den Lehrern geahndet.<br />

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