09.12.2012 Aufrufe

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

einer logischen Stufenfolge unterliegen kann). Gemeint ist hier selbständiges<br />

Lernen <strong>aus</strong> eigenen Erfahrungen, nicht ein Belehrt-werden.<br />

Allerdings existieren (wie mehr o<strong>der</strong> weniger bei allen Pflanzen und Tieren)<br />

einige unwandelbare biologische Grundbedürfnisse (und einige mögen<br />

sich auch erst mit <strong>der</strong> Zeit entfalten), die (lustvolle) Befriedigung suchen<br />

(Hunger, Durst, Sexualität, Gruppenzugehörigkeit etc.). Doch wie sie befriedigt<br />

werden, ob in <strong>der</strong> Urhorde als Jäger und Sammler o<strong>der</strong> innerhalb einer<br />

bestimmten Gruppe einer bestimmten Gesellschaft entsprechend den dortigen<br />

Gepflogenheiten, das wird erlernt.<br />

Sofern das (geliebte) Kind hinreichend Versuche unternehmen kann, selbständig<br />

die Umgebung zu erforschen und die Auswirkungen davon zu erfahren,<br />

ist (von einigen Sicherheitsmaßnahmen und Erklärungen nicht erkennbarer<br />

Zusammenhänge abgesehen) eine gezielte Verhaltensformung<br />

hier kaum nötig. Sofern die liebende Grundbeziehung, die un-bedingte<br />

Befriedigung des Grundbedürfnisses im Grundsatz sicher sind, ist auch eine<br />

u. U. notwendige Bedürfnis-Einschränkung im Einzelfall (Mangel)<br />

durch<strong>aus</strong> kein Problem und kann verkraftet werden. Neill hat grundsätzlich<br />

eine optimistische Sicht des Lebens: Bei Befriedigung seiner wesentlichen<br />

Grundbedürfnisse steht dem Glück des Menschen <strong>nichts</strong> im Wege.<br />

Die Kindheit ist ein vollwertiger Teil des Lebens, nicht nur eine vorgeschaltete<br />

Vorbereitungszeit (Zeit <strong>der</strong> Erziehung) auf das spätere, eigentliche Leben<br />

als fertig erzogener Erwachsener. Da das Kind die notwendigen Antriebe bereits<br />

besitzt, muß sein Verhalten im allgemeinen nicht von außen gesteuert<br />

werden, es wird - wenn sein Grundbedürfnis befriedigt ist und man es nur<br />

nicht hin<strong>der</strong>t - <strong>aus</strong> eigenem Antrieb bald das Notwendige gern und von sich<br />

<strong>aus</strong> lernen und tun.<br />

Durch Herrschaft bedingte (falsche) Moralvorstellungen und Menschenbil<strong>der</strong><br />

(und <strong>der</strong>en Verinnerlichung im eigenen Erzogen-werden als<br />

Kind) machen den Erzieher glauben, auch er müsse Herrschaft über das Kind<br />

<strong>aus</strong>üben. Die traditionelle Erziehung ist dann eifrig bemüht, das Handeln des<br />

Kindes fremdzubestimmen, und überdeckt so die eigentlichen natürlichen<br />

Antriebe und natürlichen Anpassungsbereitschaften, läßt sie unwirksam<br />

werden. Danach werden sie mit großem Lenkungs-, Herrschafts- und Gewaltaufwand<br />

gewissermaßen künstlich simuliert. Statt selbst frei lernen zu dürfen,<br />

wird das Kind gewaltsam belehrt und büßt dabei seine selbständige Lernfähigkeit<br />

und Lernbereitschaft ein.<br />

Die unterdrückten natürlichen Strebungen, Wünsche und (An-) Triebe sind<br />

aber nicht tot, son<strong>der</strong>n werden nur mühsam unterdrückt und dem Bewußtsein<br />

ferngehalten (verdrängt). Außerhalb des Bewußtseins wirken sie ohne Kontrollmöglichkeit<br />

weiter und machen sich u. U. in unterschiedlich-<br />

161

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!