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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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for<strong>der</strong>t Freiheit, nicht Zügellosigkeit (dies war das Titelthema seines auf<br />

Theorie und Praxis folgenden ebenfalls weitverbreiteten Bändchens!):<br />

Zur liebevollen Zuwendung zum Kind gehört auch, daß <strong>der</strong> Erzieher<br />

aufrichtig ist und sich so zeigt, wie er wirklich ist, als vollständiger Mensch,<br />

und dem Kind nicht eine ideale Fassade vorsch<strong>aus</strong>pielert (auch wenn es gelegentlich<br />

sinnvoll sein kann, einen Ärger einmal nicht zu zeigen). <strong>Wer</strong> einem<br />

Kind alles erlaubt und sich von ihm herumkommandieren läßt, ist ihm<br />

gegenüber nicht aufrichtig, erweckt in ihm falsche Vorstellungen und Erwartungen,<br />

betrügt es um die Wahrheit und erzieht es so zum Tyrannen.<br />

Sämtliche Menschen (Kin<strong>der</strong> wie Erwachsene!) müssen lernen, sich in die<br />

Gemeinschaft einzufügen. We<strong>der</strong> das Kind noch die Eltern dürfen alles, beide<br />

dürfen einan<strong>der</strong> nicht herumkommandieren, denn niemand hat ein Recht, an<strong>der</strong>e<br />

Menschen zu belästigen. Erzieher müssen dem Kind deutlich mitteilen,<br />

wenn es Rechte an<strong>der</strong>er verletzt (auch und gerade die Rechte <strong>der</strong> Erzieher!),<br />

lästig fällt, schädliche o<strong>der</strong> gefährliche Dinge tut. Erzieher sollen sich nicht<br />

aufopfern!<br />

Verwöhnung 113 bedeutet für Neill einen Mangel an wirklicher Liebe und<br />

Anerkennung, eine Vernachlässigung <strong>der</strong> wirklichen Interessen des Kindes.<br />

rika, die Summerhill gelesen haben, empfinden nun ein Schuldgefühl wegen <strong>der</strong> bisherigen<br />

strengen Erziehung ihrer Kin<strong>der</strong> und erklären ihnen deshalb, man lasse ihnen von<br />

nun an ihre Freiheit. Und das Ergebnis ist dann gewöhnlich ein verzogenes Balg, weil die<br />

Eltern einfach keine klare Vorstellung davon haben, was mit Freiheit eigentlich gemeint<br />

ist.‘ (Erich Fromm in: Summerhill Pro und Contra (1971: 213), <strong>aus</strong> S. 7 <strong>der</strong> US-Ausgabe<br />

von Freedom - not License zitierend).<br />

„Diesen Unterschied zwischen Freiheit und Zügellosigkeit können viele Eltern nicht begreifen.<br />

In einem Heim, in dem Disziplin herrscht, haben die Kin<strong>der</strong> keine Rechte. In einem<br />

Heim, in dem sie verwöhnt werden, haben sie alle Rechte. In einem guten Heim haben<br />

Kin<strong>der</strong> und Eltern jedoch die gleichen Rechte. Und dasselbe trifft auf die Schule zu.“<br />

(Neill 1969: 116 f.)<br />

„Allzu viele neue Lehrer und H<strong>aus</strong>mütter haben Schwierigkeiten, zwischen Freiheit und<br />

Zügellosigkeit zu unterscheiden. Eine H<strong>aus</strong>mutter ließ es zu, daß ihre Gruppe einen Haufen<br />

Möbel zertrümmerte: ‚Ich dachte, ich solle nie nein sagen.“ (Neill 1982: 188)<br />

„Freiheit heißt, tun und lassen zu können, was man mag, solange die Freiheit <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

nicht beeinträchtigt wird. Das Ergebnis ist Selbstdisziplin.“ (Neill 1969: 123, vgl. 158,<br />

314).<br />

„Ein Kind muß ja lernen, daß man nicht die <strong>Wer</strong>kzeuge eines an<strong>der</strong>en <strong>aus</strong>leihen und zugrunde<br />

richten o<strong>der</strong> ihm sonst einen Schaden zufügen darf. Wenn man nämlich einem<br />

Kind seinen Willen auch auf Kosten eines an<strong>der</strong>en lässt, dann ist das schlecht für das<br />

Kind. Es wird verwöhnt, und ein verwöhntes Kind ist ein schlechter Mitmensch.“ (Neill<br />

1969: 168)<br />

„Ich möchte hier deutlich sagen, daß ich mich nicht für Libertinage einsetze. Man muß<br />

sich immer die Frage stellen: Fügt, was Herr X tut, irgend jemandem Schaden zu? Kann<br />

die Frage verneint werden, dann ist je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich über Herrn X erregt, lebensfeindlich.“<br />

(Neill 1969: 311)<br />

113 „Man sollte einem Kind nicht alles geben, was es haben will. Im allgemeinen bekommen<br />

Kin<strong>der</strong> heutzutage viel zuviel, so daß sie es gar nicht mehr zu schätzen wissen, wenn man<br />

ihnen etwas schenkt. Eltern, die ihre Kin<strong>der</strong> mit Geschenken überhäufen, lieben sie häufig<br />

gar nicht. Sie möchten ihr Versagen kompensieren, indem sie ihre Elternliebe demonstrativ<br />

zur<br />

156

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