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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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schon bei Bazeley (1948: 58) angelegten Begriff <strong>der</strong> zwischen Erwachsenen<br />

und Jugendlichen / Kin<strong>der</strong>n geteilten Verantwortung (shared responsibility;<br />

vgl. Wills 1941: 59; 1945: 43).<br />

Dies bedeutet keineswegs die Ablehnung <strong>der</strong> Sache <strong>der</strong> Selbstregierung,<br />

son<strong>der</strong>n lediglich die Einsicht in sie behin<strong>der</strong>nde und also ehrlich zu berücksichtigende<br />

und nicht zu verheimlichende Umstände.<br />

Die klarere Erkenntnis <strong>der</strong> Möglichkeiten und Grenzen führt sie nicht zur<br />

Ablehnung <strong>der</strong> Selbstregierung, son<strong>der</strong>n eher zu größerer Sicherheit und zur<br />

gezielten, bewußten Unterstützung und Hilfe und zu radikalerem Ausnutzen<br />

<strong>der</strong> bestehenden Selbstbestimmungsspielräume. Teilung <strong>der</strong> Verantwortung<br />

bedeutet nicht, daß die Erwachsenen einen Teil <strong>der</strong> Verantwortung an die<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen delegieren (und notfalls zurücknehmen können),<br />

son<strong>der</strong>n bedeutet tatsächlich eine Aufteilung in zwei voneinan<strong>der</strong> getrennte<br />

Aufgabenbereiche.<br />

8.1. Selbstregierung als Ordnung schaffen<strong>der</strong><br />

Notbehelf<br />

8.1.1. Symptomunterdrückung als Notwendigkeit<br />

Die psychoanalytischen Überlegungen hatten ergeben, daß <strong>der</strong> Erzieher den<br />

inneren Antrieben vertrauen und ihnen jede Entfaltungsmöglichkeit geben<br />

sollte. Auch lästiges und regelwidriges Betragen sollte zwar meist nicht erlaubt<br />

(d. h. gutgeheißen), wohl aber (als vorübergehendes Übel) toleriert werden.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> emotionalen Störungen als Ursache würden<br />

diese Symptome schließlich abklingen.<br />

Oft haben die Erzieher aber einfach nicht die Zeit, das Ergebnis <strong>der</strong> Behandlung<br />

abzuwarten, son<strong>der</strong>n wegen <strong>der</strong> sozialen Umgebung müssen die<br />

Symptome bereits beseitigt o<strong>der</strong> unterdrückt werden, bevor die eigentlichen<br />

Ursachen beseitigt sind. Denn während die Behandlung dauert, lebt<br />

<strong>der</strong> einzelnen Jugendliche nicht allein, son<strong>der</strong>n in einer Gruppe von ebenso<br />

schwierigen und gestörten an<strong>der</strong>en. Zu ihrer physischen und psychischen Sicherheit,<br />

zu ihrer Orientierung und natürlich zur Heilung ihrer Störungen benötigen<br />

sie alle eine gewisse garantierte Stetigkeit, Sicherheit und Ordnung<br />

89 . All dies wäre äußerst gefährdet, wenn je<strong>der</strong> seine Symptome ungehemmt<br />

gegen die An<strong>der</strong>en <strong>aus</strong>leben würde. Dann würde es nicht nur zu-<br />

89 Zu Kapitel 8 siehe Bernfeld (1974d) und Wills (1941, 1945, 1964a.).<br />

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