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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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<strong>der</strong>t auch Sensibilität für an<strong>der</strong>e sowie spontanes, intuitives, gefühlsmäßiges<br />

Erfassen ihrer Situation.<br />

Strafen „lehren ein Kind nur, wie man bestraft. Schelten lehrt es nur, wie man schilt.<br />

Indem wir ihm zeigen, daß wir es verstehen, lehren wir es, an<strong>der</strong>e zu verstehen. Indem<br />

wir ihm helfen, lehren wir es, an<strong>der</strong>en zu helfen. Durch Zusammenarbeit lernt es Zusammenarbeit.“<br />

(Papanek in Summerhill Pro und Contra, 1971: 137 f.)<br />

Die Person selbst bleibt bei diesem Konzept unwandelbar gut und geliebt.<br />

Auch wenn man ihr konkretes Betragen und Handeln möglicherweise scharf<br />

kritisiert, wird zugleich signalisiert, daß dies an <strong>der</strong> grundsätzlichen Zuneigung<br />

(zur guten Person) <strong>nichts</strong> än<strong>der</strong>t, daß diese prinzipielle Zuneigung nicht<br />

durch Wohlverhalten und Gegenleistung 86 erkauft werden kann o<strong>der</strong> muß,<br />

son<strong>der</strong>n un-bedingt, von <strong>der</strong> Persönlichkeit und den Handlungen (Vergehen)<br />

des einzelnen Kindes unabhängig ist. Dies ist das genaue Gegenteil einer Erziehung<br />

o<strong>der</strong> Verhaltens-Konditionierung mit Lohn, Strafe und Liebesentzug.<br />

Alldies erzeugt eine Atmosphäre von Geborgenheit, Vertrauen, Ernstnehmen,<br />

Freundlichkeit, Zuneigung, Natürlichkeit, Direktheit und Spontanität,<br />

die dem freiwilligen Lernen för<strong>der</strong>lich ist.<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für die Wirkung einer Pädagogik auf <strong>der</strong> Seite des Kindes<br />

war für Wills eine mehr als feste Grund-Überzeugung, die gar nicht erschüttert<br />

werden kann! Falls die Erfolge vorerst <strong>aus</strong>bleiben, ist seiner Überzeugung<br />

nach die Methode keineswegs falsch (sie kann gar nicht falsch<br />

sein!), son<strong>der</strong>n sie wurde lediglich nicht <strong>aus</strong>reichend o<strong>der</strong> nicht richtig angewendet:<br />

sie ist nicht falsifizierbar und muß deshalb (auch wenn noch kein<br />

Erfolg sichtbar ist) notfalls jahrelang stetig und ständig angewendet werden.<br />

Diese seine Überzeugung bezeichnet Wills freimütig als unwissenschaftlich.<br />

Die empirisch nicht zu erschütternde vorwissenschaftliche Überzeugung von<br />

<strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> Methode ist hier die Vor<strong>aus</strong>setzung für das Wirken <strong>der</strong><br />

Methode. Ein starker intuitiver Anteil ist dabei selbstverständlich.<br />

Wills betont nachdrücklich, daß es nicht darum geht, es mit Freundlichkeit<br />

zu versuchen und, falls dies nicht funktioniert, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Saiten aufzuziehen.<br />

Eine bedingte, vom Wohlverhalten abhängige und je<strong>der</strong>zeit enttäuscht<br />

zurückziehbare Liebe und Sicherheit gewährt eben keine Sicherheit und wirkt<br />

nicht!<br />

„Wir können nicht gerecht sein, wenn wir we<strong>der</strong> über uns selbst Bescheid wissen noch<br />

unsere eigenen verdrängten Bedürfnisse kennen“ (Neill 1969: 166)<br />

86 In dieser Un-Bedingtheit kann man eine Parallele zur Liebe sehen:<br />

„Freundschaft ist etwas, was erprobt sein will, nicht etwas, worauf man von vornherein<br />

Anspruch hätte. Auf Liebe hat jedes Kind Anspruch; sie ist ein Geburtsrecht. Liebe, die<br />

nicht vorbehaltlos gegeben wird, ist keine Liebe“ (Montagu in Summerhill Pro u Contra<br />

1971: 52)<br />

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