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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Auch die schlichte Imitation des (erfolgreichen) brutalen Verhaltens des<br />

Vaters wird beschrieben. In all diesen Fällen ist Strafe als die übliche Antwort<br />

auf Delinquenz kaum sinnvoll zur Beseitigung <strong>der</strong> Delinquenz, und<br />

auch moralisch erschiene sie in diesen Fällen nicht zu rechtfertigen.<br />

Statt dessen müssen die neurotischen unbewußten psychischen Ursachen<br />

des delinquenten Verhaltens durch Psychotherapie o<strong>der</strong> Heilerziehung bearbeitet<br />

und beseitigt werden. Das delinquente Verhalten (Verbrechen) ist<br />

hier lediglich das Symptom eines eigentlichen, innerpsychischen Problems.<br />

Wenn durch Hilfen (!) das Problem kuriert ist, werden auch die Symptome<br />

abklingen. Die reine Symptomunterdrückung durch Strafen scheint hier kaum<br />

erfolgversprechend. Eine entsprechende Behandlung findet oft in therapeutisch<br />

orientierten Heimen statt, und nicht nur in selbstregierten Heimen (siehe<br />

die Berichte von Aichhorn 1977, Burn 1956, Lennhoff 1967, Dockar-<br />

Drysdale 1953).<br />

7.2. Gewaltfreiheit und Selbstverantwortung:<br />

Erziehung ohne Strafe und Zwang<br />

Gegen Zwang und Strafe in <strong>der</strong> Heimerziehung werden vielfältige Gründe<br />

angeführt.<br />

In <strong>der</strong> Praxis, obwohl nicht in <strong>der</strong> Theorie, ist am wichtigsten das persönliche<br />

Argument, die zweifelsfreie persönliche Überzeugung des Praktikers,<br />

die letztlich jedes theoretische Argument <strong>aus</strong>sticht. Wills etwa beruft sich<br />

deutlich auf seine persönliche Überzeugung als Quäker (die er auch theologisch<br />

begründet).<br />

Es fällt auf, daß die allermeisten Erzieher, die Selbstregierung auch im Sinne<br />

wirklicher Selbstbestimmung verstehen, überzeugte Pazifisten sind (vgl.<br />

dazu Kapitel 8.7.2.4.).<br />

Dieses Argument ist äußerst subjektiv an persönliche Überzeugung und<br />

Glaubens<strong>aus</strong>sagen gebunden. Für die wissenschaftliche Diskussion bedarf es<br />

intersubjektiv gültiger, fachlicher Argumente.<br />

Da ist zum einen das rein statistische Argument <strong>der</strong> Unwirksamkeit, <strong>der</strong><br />

hohen Rückfallquoten. Dies Argument hat jedoch, wie Wills (1941: 93)<br />

schreibt, nicht einmal die Behörden überzeugt, die diese Statistiken aufstellen.<br />

Daneben gibt es das moralische Argument, daß <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Kindheit um die notwendige Liebe betrogen wurde, nicht obendrein noch<br />

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