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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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ventionen. Diese Auflehnung ist bereits ein Training und eine primitive (aber<br />

notwendige) Form des sozialen Instinktes und Altruismus, des Dienstes an<br />

sozialen Idealen und am Gruppengeist in <strong>der</strong> Gleichaltrigengruppe. Die Rebellion<br />

ist eine notwendige Phase, denn Abhängigkeit und beständiges Gehorchen<br />

sind mit Selbständigkeit und Unabhängigkeit späterer Phasen unvereinbar.<br />

Ungehorsam darf darum nicht einfach als Ungezogenheit und Folge<br />

übergroßer Nachgiebigkeit betrachtet und mit Strenge beantwortet werden.<br />

Das würde das Selbstvertrauen des Kindes zerstören und seine gesunde Entwicklung<br />

hemmen.<br />

Bei bislang relativ frei aufgewachsenen Kin<strong>der</strong>n werden die Autoritätskonflikte<br />

dieser Phase relativ milde sein, während starr reglementierte Kin<strong>der</strong><br />

stärker rebellieren werden.<br />

Kin<strong>der</strong> organisieren sich in diesem Alter instinktiv in kleinen Gleichaltrigengruppen,<br />

vorerst <strong>aus</strong> rein egoistischen Gründen ohne eine Vorstellung von<br />

echter Kooperation. Unterwerfung unter gemeinsame Regeln, Nachgeben und<br />

die Übernahme unbeliebter Rollen im gemeinsamen Spiel ist nur <strong>der</strong> Preis,<br />

<strong>der</strong> dafür gezahlt wird, gelegentlich auch die bessere Position zu übernehmen,<br />

sowie ein Publikum zur Selbstdarstellung und zur Behauptung des eigenen<br />

Willens zu haben. In <strong>der</strong> Gruppe lernt und übt das Kind in vielen Kämpfen,<br />

sich mit an<strong>der</strong>en zu einigen und sich in Gruppen einzufügen. Eben diese Fähigkeiten<br />

werden in <strong>der</strong> darauffolgenden Phase dringend als unentbehrliche<br />

Grundlage <strong>der</strong> Kooperation und des Altruismus benötigt. Noch aber revoltiert<br />

<strong>der</strong> Individualismus häufig gegen die Gruppenregeln und führt zu Konflikten.<br />

Trotz seines großen Bedarfs an Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer in<br />

diesem Alter benötigt und wünscht das Kind auch Schutz, Sicherheit, Unterstützung,<br />

äußere Kontrolle und Abhängigkeit von <strong>der</strong> Mutter, die ihm die nötige<br />

Sicherheit gibt. Ein richtiges Ausbalancieren bei<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlicher<br />

Bedürfnisse ist schwierig.<br />

Das Loyalitätsalter (age of loyality) beginnt mit dem Übergangsstadium<br />

(stage of transition, ca. 11 - 14 Jahre), das auch eine sexuelle Latenzzeit ist.<br />

Dies ist eine Zeit des Konflikts zwischen dem individuellen Selbstbehauptungsstreben<br />

in <strong>der</strong> Gruppe und echter Kooperation auf gemeinsame Gruppenziele<br />

hin.<br />

Das Team, die Gleichaltrigengruppe, wird nun zunehmend zum Ideal erhoben,<br />

für das auch persönliche Opfer gebracht werden.<br />

Die Adoleszenz o<strong>der</strong> Pubertät (ca. 14 - 17 Jahre) ist das zweite Stadium<br />

des Loyalitätsalters.<br />

In <strong>der</strong> Adoleszenz tritt das neue Gruppenideal und die Loyalität zur<br />

Gleichaltrigengruppe deutlicher zutage. In dieser Phase nimmt die Lebensenergie<br />

die Form sexuellen Strebens und altruistischer Liebe an. Die Bin-<br />

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