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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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drängt, häufig sogar schädlich und brauchen deshalb nicht befriedigt zu<br />

werden. Allerdings steht hinter ihnen versteckt meist ein an<strong>der</strong>es, echtes Bedürfnis,<br />

das es zu entdecken und zu befriedigen gilt. Beim Rauchen oft z. B.<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach Anerkennung <strong>der</strong> vorenthaltenen Selbstbestimmung und des<br />

Erwachsenseins. Wird das echte Bedürfnis befriedigt, wird das es repräsentierende<br />

unechte bedeutungslos. Das Kind sieht dann leicht die gesundheitsschädliche<br />

Wirkung des Tabaks ein und handelt vernünftig.<br />

Eltern sollen ihr Kind seine eigenen Erfahrungen machen lassen, solange<br />

dies nicht übermäßig schmerzhaft und gesundheitsgefährlich ist.<br />

Eltern müssen Gefahren für das Kind, aber auch Ungelegenheiten für an<strong>der</strong>e<br />

Personen verhin<strong>der</strong>n, solange <strong>der</strong> kindliche Geist dazu nicht <strong>aus</strong>reicht.<br />

Wo solche Verbote zwingend notwendig sind, sollen Eltern sagen: „Hör auf<br />

damit!“ o<strong>der</strong> das Kind mit ihrer überlegenen Körperkraft hin<strong>der</strong>n (dies beseitigt<br />

nicht seinen Wunsch, solches zu tun), aber we<strong>der</strong> drohen, strafen noch<br />

moralisieren (böser, ungezogener Junge!). Schrittweise lernt das Kind die<br />

realen Fakten und ihre Beziehungen, diese Bildung ermöglicht ihm Selbstregulierung.<br />

Die amoralische Lebensenergie des Kindes wird sich nun moralisch o<strong>der</strong><br />

auch unmoralisch äußern, je nach Wahrheit o<strong>der</strong> Falschheit <strong>der</strong> Schlüsse<br />

<strong>aus</strong> seinen Experimenten. Erziehung hat diese Lebensenergien keinesfalls zu<br />

unterdrücken o<strong>der</strong> zu zerstören (sie werden gebraucht!), son<strong>der</strong>n lediglich<br />

von sozial schädlichen Äußerungsformen umzuleiten in akzeptable. Wenn<br />

möglich, soll für unakzeptable Formen sozial akzeptabler Ersatz geboten<br />

werden. Einem Kind, das Nägel ins Klavier schlägt, sollte man an<strong>der</strong>es Holz<br />

geben.<br />

Schmerzhafte Erfahrungen, die durch Dinge selbst und nicht durch Personen<br />

<strong>aus</strong>gelöst werden, sind nützlich und bedürfen meist keiner Wie<strong>der</strong>holung.<br />

Sie führen zur Vorsicht und nicht zu Groll gegen die Sache (heißer Ofen etc.).<br />

Sofern <strong>der</strong> Schmerz erst verzögert eintritt - wie beim Verspeisen von unreifem<br />

Obst o<strong>der</strong> zuviel Kuchen - bedarf es elterlicher Erklärungen und meist<br />

mehrerer Versuche.<br />

Das biologisch mitgegebene Wissen versagt selbstverständlich bei nichtbiologischen,<br />

gesellschaftlich-kulturellen Errungenschaften, wie Eigentumsformen,<br />

Morallehren, Sitten, Technik. Deshalb soll die Umgebung des<br />

Kindes so beschaffen sein, daß es keine fatalen Experimente mit Dingen machen<br />

kann, mit denen es noch nicht angemessen umgehen kann (Waffen,<br />

Sprengstoff, Gift, Rasiermesser etc.). Gefahren, die nicht sicher (!) beseitigt<br />

werden können (z. B. Kaminfeuer als damals übliche Heizung), müssen Kin<strong>der</strong><br />

durch eigene - überwachte - Erfahrung kennenlernen, bis sie alle Eigenschaften<br />

und Wirkungen - auch schmerzhafte und zerstörerische - z. B. des<br />

Feuers kennen und wissen, wie sie zu vermeiden sind. Auch wertvolle<br />

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